19.01.-07.02.2003
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Seit mehr als zwei Wochen liegt unser Anker bereits
auf dem schlammigen Hafengrund vom Kawaihae Harbor. Vom starken Südwind
über schönstes heisses Sonnenwetter bis hin zu heftigem
Regenwetter haben wir bis anhin alle Wetterlagen geniessen können.
Nur einen Schneesturm haben wir noch nicht erlebt. |
Andere Bootsbesitzer im Hafen berichten uns, dass
der Südwind nichts zu den normalen Trade Winds sei, die kanalisiert
durch die hohen Berge über den Hafen fegen. In einer Nacht ist
es dann auch wirklich so weit. Ganz plötzlich und ohne irgendwelche
Vorwarnung beginnt der Wind von den Bergen her zu blasen. Nicht etwa
als laues Lüftchen, sondern gleich mit Sturmstärke. Ein
Blick aus dem Niedergang beruhigt uns aber: Wir sind immer noch am
gleichen Ort. |
Unter Deck ist vom Wind nichts zu spüren.
Doch wir hören ihn. Der Windgenerator macht einen mörderischen
Lärm. Der Wind wird so stark, dass der Generator in den Selbstschutz
umschaltet und die Propellerflügel abbremst
Erneut wagen
wir einen Blick aus dem Niedergang. Wo sind wir den plötzlich?
Nicht mehr am gleichen Ort wie vorher. Der Anker hat nicht gehalten
und wir befinden uns nun mitten im Hafenbecken! Wir lassen noch mehr
Ankerkette über Bord gehen, so dass am Schluss fast 60m Kette
bei 10m Wassertiefe im Hafen liegen. Noch immer zieht das Schiff fest
an der Kette. Doch das Schiff bleibt an Ort. |
Das Heulen des Windes ist unter Deck immer noch
zu hören, obwohl wir den Windgenerator abgeschaltet haben, so
dass die Propellerflügel nur noch ganz langsam drehen. Bei diesen
Geräuschen einzuschlafen ist nicht einfach. |
Heute ist Sonntag, nur gut, dass heute im Hafen
nicht viel los ist. Sicher kommt auch kein Militärschiff, das
im Moment genau durch uns durch müsste. Christoph ist gerade
unter Deck, als ich mir den Spass erlaube zu rufen: Es kommt
ein Militärschiff". Erst jetzt blicke ich zur Hafeneinfahrt.
Und was sehe ich? Ein Militärschiff mit rasanter Fahrt ins Hafenbecken
kommen. Nun bricht auch bei uns an Bord Hektik aus: Ankermanöver! |
An den Wochenenden ist der Hafen vor allem von
Einheimischen bevölkert. Motorengeräusche von Töffs
zu Wasser und zu Land erfüllen die Luft und lassen ein ruhiges
Mittagessen nicht zu. Die Brandung vor dem Wellenbrecher des Hafens
ist bei den Surfern sehr beliebt und somit wird der Parkplatz rege
benützt. Manche stellen sogar Partyzelte auf. Der Grill ist meist
auch gerade mit dabei. |
Neben Vergnügungslärm am Wochenende
ist in diesem Industriehafen vor allem der Lärm der Schlepper
und Lastwagen zu hören. Riesige Barken werden hier be- und entladen.
Ganze Schulbusse, Autos, Treibstoff aber vor allem Container werden
auf- und abgeladen. Wenn der Kapitän des Schleppers nicht den
Motor und die Schrauben laufen lässt, merken wir nicht viel von
unseren grossen Besuchern. Lässt er aber die Schrauben drehen,
wälzt er das gesamte Hafenwasser um und wir haben das Gefühl
wir befänden uns auf einem Fluss. Meine Ruderpartie an den Strand
ging fast von selbst. Das Zurückrudern stellte sich dann aber
als um so anstrengender heraus. Ja, nach der Schwangerschaftsschonzeit
ist Frau wieder selber am rudern
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Ein Ausflug an den Strand ist auch nach drei Viertel
jähriger Erfahrung nach wie vor ein Erlebnis. Kein Strand gleicht
dem anderen und somit können immer wieder neue Dinge entdeckt
werden. Unser jetziger zeigt sich auf den ersten Blick als unattraktiv.
Steinig und unsauber. Nach näherem Erkunden stossen wir aber
auf etliche wunderschöne Muscheln und Korallensteine. Anina und
Noemi sitzen bereits im Sand und backen Kuchen. Flache Lavasteine
werden zum Herd und die gesuchten Muscheln und Steine sind unsere
Weinbeeren und Marzipanrüebli, die zum Verzieren der Guggelhöpfe
dienen. Zuerst müssen aber all die Muscheln und Korallen gereinigt
werden
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Nicht nur die Muscheln und Korallen wollen gereinigt
werden. Auch wir möchten wieder einmal den Schweiss von unseren
Körpern waschen. Doch an Bord haben wir nur eine kleine Solardusche,
deren Inhalt nicht sehr weit reicht. |
An der gegenüberliegenden Pier finden wir
einen Wasseranschluss. Sogar eine Dusche ist vorhanden. Voller Freude
packen wir am Nachmittag unsere Rucksäcke mit unseren Waschutensilien.
Doch leider trügt der Schein der Dusche. Irgendwo ist die Zuleitung
gebrochen und Wasser fliesst darum keines. Nach Auskunft eines Einheimischen
werden sie aber in den nächsten Tagen repariert
Es gibt
in der Nähe aber noch eine andere Freiluftdusche und so wechseln
wir zum Platz bei den Surfern. |
Es ist von Vorteil, diese aber nur Vormittags
und bei Windstille zu benutzen. Ansonsten lässt einem der Wind
fast erfrieren und bereitet einem Mühe, wirklich unter dem Wasserstrahl
zu stehen. Immer wieder trägt er diesen nämlich vor und
zurück. Die Kinder unter diesen Umständen zu duschen, lassen
wir bleiben. Und wieder einmal erweist sich unser schwarzer Bottich
als Lösung. Nach mehreren Anläufen ist er gefüllt und
die Wäscherei ist eröffnet. Unserer Jüngsten wollen
wir aber ein etwas wärmeres Bad gönnen. |
Mit dem gefülltem Bottich kehren wir zur
PANGAEA zurück und Christoph erwärmt einen Teil des Inhaltes
auf dem Herd. Drei Händepaare helfen danach, Sina im windgeschützten
Cockpit zu baden. Ein köstliches Bild geben die Vier ab. |
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Beim nächsten Landgang wollen wir in der
Nähe eine Einkaufsmöglichkeit erkunden. Wir haben erfahren,
dass es ganz in der Nähe einen kleinen Laden geben soll. Unsere
Fahrräder und den Leggero haben wir aber nicht dabei und so müssen
wir den Weg unter unsere Füsse nehmen. |
Zuerst geht es am Containerlager entlang und dann
dem ganzen Hafengelände nach in Richtung besagtem Geschäft.
Und tatsächlich, wir finden ein neueres Gebäude mit Tauchgeschäft,
Souvenirshop, Lebensmittelladen und sogar Restaurants direkt hinter
dem Hafen. Die Autos, die auf den Parkplätzen parkiert sind verheissen
aber ein teures Pflaster. |
Und so ist es auch. Für einen Apfel werden
80¢ verlangt. Ein kleiner Kübel Glace kostet $6.-! Da vergeht
einem die Lust auf Eis schlagartig. Deshalb schauen wir uns im Laden
nur um. Gekauft wird nichts. Weiterhin leben wir also von unseren
Vorräten. |
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An einem Sonntag kommt die Familie Aegler zu uns
auf Besuch. Wir wollen versuchen auf einem Segelausflug einige Wale
und Delphine zu Gesicht zu bekommen. Wir sind nicht die einzigen,
die auf diese Idee gekommen sind und so verlassen wir fast gleichzeitig
mit einem anderen Segelschiff den Hafen. |
Wir fahren Richtung Süden aufs offene Meer
hinaus. In der Ferne erblicken wir tatsächlich immer wieder die
Fontäne eines Wales. Doch in unserer Nähe lässt sich
keiner blicken. Den Kindern wird dieses Ausschauhalten zu langweilig
und sie widmen sich ihren eigenen Spielen oder schlafen unter Deck. |
Einmal mehr staune ich, wie schnell auf dem Wasser
die Zeit vergeht und so machen wir uns auf den Rückweg in den
Hafen. Danny hat das Steuer übernommen und Christoph hantiert
mit den Segeln. Da fragt Danny plötzlich, was das dort in der
Ferne sei. Niemand reagiert auf seine Frage. Im nächsten Moment
befinden wir uns mitten in einer riesigen Delphin-Schule. Überall
sind die Tiere zu sehen und einige springen sogar voller Freude aus
dem Wasser. Wir ändern unseren Kurs und begleiten die Delphine
ein Stück auf ihrem Weg. So schnell wie sie aufgetaucht sind,
verschwinden sie auch wieder. |
Ein gemeinsames, feines Z'Nacht rundet diesen
Segelausflug ab. Im Gespräch tauchen immer wieder die Delphine
auf. In den Gedanken der Kinder und auch in den Gedanken uns Erwachsener
haben sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist wunderbar,
diese Tiere in Freiheit zu erleben. |
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Nicht alle Tage verbringen wir natürlich
mit Ausflügen ans Land und Segelausfahrten, sondern wir wollen
PANGAEA für die Weiterreise vorbereiten. Auch wollen wir endlich
die Arbeiten in Angriff nehmen die schon länger anstehen. In
der Kailua-Bay war es aber einfach zu ruppig und zu wellig um diese
auszuführen. So ertönen auf unserem Schiff die verschiedensten
Arbeitsgeräusche. Es wird Rost geklopft, gesägt, genäht,
gebohrt, gemalt, und, und, und. Zwischendurch ertönt natürlich
auch das Hungergeschrei unserer Sina. |
Bei einigen kleinen Luken sind unschöne Rostspuren
zu sehen. Aus diesem Grund demontieren wir zwei von ihnen. Als wir
eine der Luken losschrauben, zerbricht der Kunststoff-Rahmen. Was
nun? Das Plexiglas, das wir noch an Bord haben ist viel zu dünn
und würde sich verformen
Hatten wir nicht das alte Lukenglas
der Bugkoje aufbewahrt? Wenn die Schrauben versenkt werden, könnte
es funktionieren. Die Badeplattform wird zur Werkstattbank. Die Dicke
des Bugkojenglases lässt das Stichsägeblatt zu heiss werden,
so dass das Plexiglas schmilzt. Kühlung ist die Lösung.
Eine kleine Flasche, die wir sonst für unsere Kerosin-Lampe brauchen,
wird mit Wasser gefüllt und dient als Kühlmittelspender.
Nun kann der neue Rahmen fertiggestellt werden. |
Auch die Ankerwinsch bekommt eine Generalüberholung.
Wir haben uns schon oft darüber geärgert, dass der Anker
bei einem Ankermanöver nicht von selbst ins Wasser plumpst. Die
Ankerwinsch bremst die Kette so stark ab, dass wir jedes mal die Kette
von der Trommel nehmen müssen, damit der Anker fällt. Das
ist sehr gefährlich und ich habe mir schon deftig die Finger
eingeklemmt. |
Christoph nimmt sich diesem Missstand an und demontiert
die Ankerwinsch. Nur achtgeben, dass kein Teil ins Wasser fällt.
Ohne unsere Ankerwinsch wären wir aufgeschmissen, denn sie vermag
die Ankerkette und auch den schweren Anker ohne Probleme aus der Tiefe
zu ziehen. |
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Die Tage vergehen wie im Flug. Es kommt durchaus
vor, dass wir für ein, zwei Tage nicht an Land gehen. Was machen
die Kinder in dieser Zeit? Wird die PANGAEA nicht zu einem Gefängnis
für sie? |
Überhaupt nicht. Anina und Noemi können
sich sehr gut beschäftigen. Wichtigstes Spiel ist im Moment natürlich
Baby sein". Einmal ist Noemi das Baby, ein anderes Mal
ist Anina das Baby. Da wird gestillt, gewickelt, gesungen, gekrabbelt
und geschlafen". |
Ist den beiden Mädchen dieses Spiel verleidet,
dann kommen sie zu uns Erwachsenen und helfen" uns bei
unserer Arbeit. Am aller liebsten helfen sie beim Kochen. Da können
immer so feine Sachen genascht werden. Ein böser Blick und eine
Schelte von Mami oder Papi ist da gar kein Hinderungsgrund, die Finger
schon wieder in die Teigschüssel zu stecken. |
Auch ihren eigenen Kochherd aus einer alten Kartonschachtel
nehmen sie oft hervor. Die gefundenen und gewaschenen Muscheln und
Korallen vom Strand dienen auch hier wieder als Essenszutaten. Wer
hat Lust auf feinen Korallen-Blumenkohl? |
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