| 18.12. - 22.12.2003 | 
         
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          | Die Sonne scheint und eine leichte Brise streicht 
            über das Wasser. Dieses Wetter lockt alles auf das Wasser, was 
            schwimmen kann. Ob mit Muskelkraft, vom Wind getrieben oder mit vollen 
            Dieseltanks und vielen PS, alle finden auf dem Wasser ihren Platz. | 
         
          | In welcher Bucht wollen wir als nächstes 
            den Anker fallen lassen? Wir wälzen Bücher und Seekarten, 
            doch die Wahl fällt nicht leicht. Überall laden schöne 
            und interessante Plätze zum Verweilen ein. Der Name Bay 
            of Island" trifft in der Tat den Nagel auf den Kopf. Endlich 
            sind wir uns einig und lichten den Anker. Nun, vielleicht ändern 
            wir unsere Meinung unterwegs ja noch einmal | 
         
          | Der erste Ankerplatz lässt unsere Gipfeleuphorie 
            aufflammen. Schnell ist das Abendbrot eingepackt und der Weg zum Gipfel 
            unter die Füsse genommen. Durch hohes Gras führt ein Trampelpfad 
            in die Höhe. Links neben dem Weg, nur getrennt durch einen soliden 
            Holzzaun, geht es senkrecht in die Tiefe. Einmal mehr staune ich über 
            die Kraft der Natur, die sich an diesem Kliff ihren Lebensraum geschaffen 
            hat. Wo nur finden die Wurzeln der Pflanzen genügend halt, um 
            beim stetig blasenden Wind nicht ausgerissen zu werden? Die Äste 
            der knorrigen Bäume sind dicht mit Flechten behangen. Es sieht 
            aus, als wären den Bäumen Haare gewachsen. | 
         
          | Unsere zwei grossen Mädels sammeln fleissig 
            Tannenzapfen. Die sind guet zum iführe, seit s'Grosi" 
            ist Anina's Kommentar. Natürlich sind all die Gräser, Samen 
            und Tannenzapfen auch gut für die bordeigene Kinderküche. 
            Doch halt! Da haben wir Erwachsene auch noch etwa zu sagen. All das 
            Zeug in unserem Bett, gibt es nicht! An Land dürft ihr damit 
            spielen, doch an Bord kommen die Naturprodukte nicht. | 
         
          | Immer weiter geht der Weg in die Höhe. Der 
            Trampelpfad ist einer Holztreppe gewichen, die bis zum Gipfel führt 
            und auf einer kleinen Aussichtsplattform endet. Unser Blick schweift 
            über die ganze Bay of Island. Tief unten liegt PANGAEA im unterschiedlich 
            grün leuchtenden Wasser. Sind das alles Untiefen, die wir bei 
            der Einfahrt in die Bucht nicht gesehen haben? Nein, die Wolken und 
            die Sonne zeichnen diese unterschiedlichen Farben aufs Wasser. Auf 
            der zum offenen Meer hin liegenden Seite der Insel haben sich die 
            Wellen drei fast Kreisrunde Buchten in den Strand gefressen. Jede 
            ist es wert und lädt dazu ein, entdeckt zu werden. | 
         
          | Doch nicht mehr heute, die Sonne steht schon tief 
            und unsere Mägen sind leer. Gemeinsam mit der untergehenden Sonne 
            verschwinden die belegten Brote eines nach dem anderen in den hungrigen 
            Mäulern. Gestärkt treten wir den steilen Rückweg an 
            und erreichen wohlbehalten den Strand. Es war die ganze Zeit windstill. 
            Doch genau jetzt, als wir unser Dingi bereit machen, frischt der Wind 
            auf und bläst vom Meer auf den Strand. Einmal mehr heisst es, 
            gegen den Wind zu paddeln. | 
         
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          | Als einziges weiteres Schiff ankert die SALIARA 
            in der kleinen Bucht vor der Roberton Island. Wir wollen den Schlag 
            zur nächsten Bucht gemeinsam unter den Kiel nehmen. Für 
            PANGAEA und uns heisst das aber, dass wir uns mächtig ins Zeug 
            legen müssen, um mit dem Katamaran mithalten zu können. 
            Oder anders gesagt, Erwin muss mit seiner SALIARA einige Male eine 
            Ehrenrunde drehen, damit wir auf gleicher Höhe bleiben und er 
            von unserem Schiff ein paar Bilder unter Segeln schiessen kann. | 
         
          | Erwin hat seinen Katamaran ganz schön 
            im Griff und er kreuzt elegant zwischen den kleinen Inseln und Felsbrocken 
            auf. Es ist eine Freude, ihm zuzusehen. | 
         
          | Bucht um Bucht und Insel um Insel zieht an uns 
            vorbei. Die saftig grüne Landschaft mit ihren vom Wetter knorrig 
            gewachsenen Bäume und die kleinen Sandstrände sind ein Augenschmaus. 
            Es erinnert uns sehr an die Inselwelt von Vava'U in Tonga. Die Bay 
            of Island ist ein ideales Segelgebiet für Geniesser, welche die 
            häusliche Kost den Restaurants und ein Kartenspiel einer lärmenden 
            Diskothek vorziehen. | 
         
          | Christoph, bist Du Dir Deinem Kurs sicher?" 
            Wir steuern nämlich geradewegs auf eine Klippe zu und auf der 
            linken Seite brechen sich die Wellen über einem Unterwasserfelsen. 
            Doch ein Blick in die Seekarte bestätigt seinen Kurs. Es macht 
            zwar den Anschein, dass auf der anderen Seite des Unterwasserfelsens 
            die Durchfahrt einfacher wäre, doch dort ist das Wasser sehr 
            seicht und mit vielen Hindernissen übersät. Nur die schmale 
            Durchfahrt zwischen Klippe und Unterwasserfelsen ist der sichere Weg 
            entlang der Küste. | 
         
          | Noch ein paar Meilen, dann fällt der Anker 
            zwischen steil ansteigenden Berghängen. Die Bucht ist keine 100 
            Meter breit. Gut geschützt liegen wir bei absoluter Windstille 
            auf dem spiegelglatten Wasser. Die Dämmerung legt sich über 
            die Gegend und es ist absolut ruhig. | 
         
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          | Ein Weg startet am Strand in der kleinen Bucht. 
            Er steigt steil den Hang hinauf und schon kurzer Zeit später 
            wandern wir durch einen dichten Wald. Nirgends können wir einen 
            Blick auf die Bucht werfen, doch wir hören die Wellen gegen den 
            Strand plätschern. Endlich gibt es einen Durchgang ins Freie. 
            Ein schmaler Pfad führt durch das hohe Gras. Mir reichen die 
            Gräser bis an die Hüfte. Anina und Noemi verschwinden ganz 
            im grünen Dickicht der Wiese. Ein idealer Platz, um verstecken 
            zu spielen. Wir setzen uns an einen trockenen Platz und geniessen 
            den Ausblick und die Ruhe. | 
         
          | Vor uns liegt der letzte Ankerplatz, den wir in 
            der Bay of Island besuchen. Von hier segeln wir direkt in den Süden 
            nach Tauranga. Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten und die 
            Verwandten von Christoph haben uns für diese Tage zu sich eingeladen. 
            Dazu kommt, dass der Wind günstig weht, um gemächlich in 
            den Süden segeln zu können. | 
         
          | Vorbei geht es an unzähligen Inseln, die 
            wir uns für die Rückreise aufsparen wollen. Der Anblick 
            vom Leuchtturm von Cape Brett, mit seiner schneeweissen Fassade inmitten 
            von riesigen, grauen Felsen, wird mir immer in Erinnerung bleiben. 
            Ein Symbol für Hilfe, Weg- und Richtungsweiser in der Dunkelheit. 
            Unser Kurs führt uns als nächstes aber fort von der Inselwelt, 
            hinaus aufs offene Meer. | 
         
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          | Das Thermometer zeigt sage und schreibe 31°C 
            an. Ach wie ist es doch schön, wenn es so warm ist. Leider herrschen 
            hier diese Temperaturen nur noch unter unseren Bettdecken. Draussen 
            weht ein kalter Wind und die 14°C lassen mich gerne eine Tasse 
            heissen Tee zum aufwärmen geniessen. | 
         
          | Wir segeln in die Nacht hinein und Nachtwache 
            ist angesagt. Und jetzt ist es wirklich wichtig, dass ich wach bleibe. 
            Wir kreuzen auf den nächsten Meilen etliche Male die Routen der 
            Berufsschiffahrt, die auf ihrem Weg nach Auckland ist. Nur gerade 
            eine halbe Stunde dauert es vom ersten aufflackern der Navigationslichter 
            eines Frachters, bis er neben uns ist. | 
         
          | Ein Nickerchen in Ehren, aber lieber am nächsten 
            Tag, wenn wir von den grossen Schiffen weg sind. Dafür lasse 
            ich meine Gedanken schweifen: Was erwartet uns in Tauranga? Ist Post 
            für uns angekommen? Werden wir das Schiff aus dem Wasser nehmen 
            und daran arbeiten? Wie sind die Verwandten von Christoph? Viele Fragen 
            beschäftigen mich. | 
         
          | Am frühen Morgen laufen wir die 30 Seemeilen 
            von Tauranga entfernt liegende Mayor Island an. Hier wollen wir einen 
            kurzen Stopp einlegen. Nach unseren Büchern, müssen wir 
            die Ankunft im Hafen von Tauranga genau planen, da in der Einfahrt 
            sehr starke Gezeitenströmungen herrschen können. Gegen Mittag 
            lichten den Anker wieder und brausen in rauschender Fahrt auf Tauranga 
            zu. | 
         
          | Schon von weitem können wir den auf der Seekarte 
            vermerkten Berg erkennen: Den Mount Maunganui. Majestätisch steht 
            er direkt neben der engen Einfahrt in den Hafen. Neben diesem markanten 
            Berg werden immer deutlicher die Umrisse von Hochhäusern und 
            ein langgezogener, heller Sandstrand sichtbar. Gerade als die Tide 
            kentert, fahren wir um den Mount Maunganui herum. Auf diversen Wegen 
            am Berg können wir Spaziergänger und Jogger entdecken. Wir 
            freuen uns jetzt schon darauf, diesen Hügel selber zu erkunden. | 
         
          | Es dunkelt bereits, als wir unseren Anker am Fuss 
            des Mount Maunganui am Rande eines Bojenfeldes auf Grund setzen. Schiff 
            klar machen, Ankerumtrunk, Abendessen und dann sinken wir alle müde 
            in unsere Kojen. | 
         
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          | Am nächsten Morgen blicke ich aus dem Niedergang. 
            Nein, es war kein Traum, wir sind wirklich in Tauranga angekommen. 
            Der tief mit Wolken verhangene Mount Maunganui überragt unseren 
            Ankerplatz. Vom nahen Strand tönt Autolärm zu uns herüber. 
            Ich bin gespannt, was wir hier alles erleben werden. | 
         
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