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16.08.2002 |
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Nach drei Überfahrten mit dem Bananaboot
sind wir soweit: Zwei Klappvelos, ein Veloanhänger, zwei ungeduldige
Mädchen und zwei Erwachsene stehen auf der Hafenpier. Unter den
Augen von etlichen neugierigen, einheimischen Fischern setzen wir
unsere Fahrräder und den Anhänger zusammen. Die Frage: Wo
wollt ihr denn hin?" wird nicht nur einmal gestellt. Zu diesem
Zeitpunkt wissen wir bereits, dass es am Anfang steil aufwärts
gehen wird, denn das Küstengebirge ist von blossem Auge zu erkennen.
Doch wie weit es bis ins Landesinnere ist, wird sich erst noch zeigen. |
Anina hat auf alle Fälle ihren Rucksack mit
allerlei Zwischenverpflegung gepackt. Schon nach der ersten Kurve
werden die ersten Pistaziennüsse geknackt. Ganz zum Leidwesen
von Christoph, der nur das Geräusch der auf die Strasse fallenden
Schalen hört. |
Kurve um Kurve geht es aufwärts. Langsam
aber stetig erklimmen wir das Gebirge. Schon sind wir bei Meile eins.
Netterweise wird am Strassenrand jede Meile angegeben. Wir geniessen
jede feine Brise, die es ab und zu gibt. Natürlich bewundern
wir auch die schöne Aussicht, die mit jedem erklommenen Höhenmeter
grandioser wird. Wir befinden uns an der Steilküstenseite von
Lanai, an der Wind und Wellen die Hauptakteure sind. 50-60 Meter hohe,
zerklüftete Felsen ragen in die Höhe, am Fusse von weissen
Schaumkronen umspült. Nur ab und zu unterbricht eine kleine Bucht
oder ein abgebrochener Felsen die Küstenlinie. Was für Tiere
finden wohl in diesen verwitterten Felsen Unterschlupf? |
Bei uns geht es immer noch bergauf. Autos überholen
uns, mit freundlich lächelnden und grüssenden Fahrern hinter
dem Steuer. Ihre Gedanken würden wir gerne mitbekommen. Jetzt
verschwindet das Fahrzeug hinter der Kurve und kommt nicht mehr zum
Vorschein. Ahh, wir haben es geschafft, oder etwa doch nicht? Hinter
dieser Kurve erstrecken sich nochmals etliche weitere steile Meter
und Kurven. Die Sonne brennt bereits erbarmungslos und treibt uns
den Schweiss aus den Poren. Ein Besuch im Fitnesscenter wird für
heute überflüssig
Aus unserer Radtour wird ein Knochen-
und Konditionstest. |
Gerade als wir absteigen, um ein Stück zu
Fuss weiter zu gehen, fährt ein Truck vorbei. Doch er fährt
nicht weiter, sondern an den Strassenrand und hält an. Do
you want to ride with us?" Oh, yes please. That would be
great!" Schnell sind unsere Räder und der Veloanhänger
auf der Ladebrücke verstaut und wir sitzen im Fahrzeug. Nach
etlichen weiteren Wegbiegungen und Höhenmetern erreichen wir
endlich das Hochplateau auf dem das kleine Städtchen Lanai City
liegt. Ob wir diese Höhenmeter mit dem Velo wohl doch noch geschafft
hätten? |
Lanai City (500 M.ü.M.) ist die einzige,
grössere Siedlung auf der ganzen Insel und beherbergt fast alle
der 2600 Inselbewohner. Am Horizont erstreckt sich eine Bergkette,
auf der die für Lanai typischen Norfolk Pines in den Himmel ragen. |
Um 1900 war die Insel wenig bewaldet und Wassermangel
stellte ein grosses Problem dar. Lanai, im Windschatten von Maui gelegen,
erhielt zu wenig Niederschläge. Zwar blies der Passatwind genügend
regenschwere Wolken über die Berggrate am Lanaihale, aber sie
regneten nicht ab. Munro, ein neuseeländischer Botaniker, der
um diese Zeit als Manager auf der Lanai Ranch für die Insel verantwortlich
war, sann auf Abhilfe und pflanzte überall auf den Bergketten
die Norfok Pines seiner neuseeländischen Heimat. Diese Bäume
gediehen in diesem Klima prächtig und bald ragten die Wipfel
in die Wolken und fingen die Feuchtigkeit ein. So bescherte Munros
vorausschauende Tatkraft der Insel den Regenwald und eine stabile
Wasserscheide. |
In Lanai City treffen wir auf zwei Dutzend, gitterförmig
angelegte Strassen, rechts und links bestückt mit pastellfarbigen,
kleinen Wellblech-Holz-Häusern. In den Gärten schrecken
wir Hunde und Hühner auf, die uns bellend und gackernd begrüssen.
Papaya-Bäume und Bananenstauden wechseln sich ab. Aber auch Bodenfrüchte
wie Kürbisse und Gurken werden angepflanzt. |
Im Städtchen finden wir sogar eine Einkaufsstrasse"
mit zwei Supermärkten. Hier kaufen wir frisches Gemüse und
Früchte ein. Die Preise? Wir haben uns an die hohen Preise in
Hawaii gewöhnt. Die Voraussage, dass alle anderen Inseln als
Oahu noch teurer sind, bestätigt sich nach dem Einkauf auf Lanai
aber nicht. |
Nach einem kurzen Abstecher zu einem nahegelegenen
Ressort, machen wir uns auf den steilen Heimweg. Kurz nach der Stadt"
dringen doch tatsächlich Dudelsacktöne an unsere Ohren.
Sind wir vom Weg abgekommen? Nein, aber in Amerika ist wirklich nichts
unmöglich. |
In Windeseile (Rückenwind und Gefälle)
radeln wir auf dem Highway 440 wieder Richtung Westen. Unsere Bremsen
laufen heiss. Vor allem bei Christoph, wo noch der Leggero schieben
hilft, werden die Bremsklötze stark strapaziert. Anina und Noemi
scheint das Testen der Spielplätze in Lanai City geschafft zu
haben. Das Holpern und das feine Säuseln des Windes lassen beide
rasch einschlafen. Erst im Hafen wachen die beiden wieder auf. Und
die schnelle Abfahrt? Die haben die Zwei doch tatsächlich verpasst. |
Die Frage, ob wir die Fahrräder und den Anhänger
noch an Land lassen, ist schnell beantwortet: Nein, denn die einzige
Strasse vom Hafen weg ist der Highway 440 nach Lanai City, und diesen
Weg werden wir sicher nicht noch einmal unter die Räder nehmen.
Wir demontieren die Velos und den Leggero und verfrachten alles zurück
auf unser Schiff. |
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