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06.09-13.09.2003

 
Es ist Samstag um 15 Uhr und wir befinden uns in Sa'anapu, einem kleinen Dorf an der Südküste von ´Upolu. Vor gut vier Stunden hat uns der Bus aus Apia hier ausgespuckt. Um 14 Uhr fahre er wieder ab, hat uns der Buschauffeur versprochen. Doch dieser Zeitpunkt ist schon lange verstrichen und wir werden ungeduldig. Wir erkundigen uns bei den Einheimischen, wann der nächste Bus nach Apia fahre. Ihre Antwort ist nur: Am Samstag fährt um diese Zeit kein Bus mehr zurück in die Hauptstadt…
 
Nachdem das Festival zu Ende ist, wollen wir die Insel ´Upolu näher kennen lernen. Schon lange sind uns die grossen, farbigen Busse ins Auge gestochen und wir wollen mit einem solchen Bus an einen schönen Ort fahren. Doch welchen Bus sollen wir nehmen? Wo fährt er ab? Wohin fährt er? Wann fährt er ab? Es ist nicht so einfach wie in der Schweiz, wo man als Reisender im Internet den Fahrplan abruft und zwei Minuten vor Abfahrt an den Bahnhof eilt.
In der Tourist Information haben wir eine Liste erhalten, die uns bei der Wahl des Busses etwas hilft. Sie beschreibt die Sehenswürdigkeiten, die auf den Routen der Busse liegen und sie zeigt mit welcher Enddestination die Busse angeschrieben sind. Die Busse fahren in Samoa nämlich keine Rundtouren sondern sie fahren zu einem bestimmten Dorf und von dort den gleichen Weg wieder zurück, obwohl die Strassen für eine Rundtour geeignet wären.
In Apia gibt es zwei Orte, in denen sich die Busse versammeln. Wir versuchen es als erstes beim grossen Gemüse- und Früchtemarkt. Hier ketten wir unsere Fahrräder an einen Zaun und überqueren die mit Autos überfüllte Strasse. Den von uns gesuchten Bus finden wir hier leider nicht. Der andere grosse Busplatz befindet sich beim Fischmarkt, ein rechtes Stück entfernt. Da entdecken wir einen Bus, der ebenfalls an die Südküste fährt, unserem Wunschziel für heute. Schnell steigen wir ein.
Die Sitze sind einmal mehr ungepolsterte Holzbänke die keinen hohen Sitzkomfort versprechen. Dafür spürt man jeden Kilometer um so intensiver… Als erstes fährt der Bus zum Fischmarkt und von dort noch einmal zurück zum Gemüsemarkt. Erst nach dieser Rundtour, als der Fahrer sicher ist, dass niemand mehr mitfahren will, macht er sich auf den eigentlichen Weg.
Bei jedem Lebensmittelgeschäft scheint der Fahrer anzuhalten und das soeben eingenommene Geld in Esswaren umzusetzen. Zum Frühstück gibt es Pommes Frites, Fisch und ein Cola. Beim nächsten Geschäft sind es ein paar schwammige Brote und beim nächsten einige Getränkeflaschen. Der Bus ist natürlich auch durstig und will getankt werden. Irgendwann sind wir aus der Agglomeration von Apia heraus und die Geschäfte und Häuser sind nur noch dünn gesät.
Vor jeder Steigung nimmt der Bus mächtig Anlauf und braust über die holprige Strasse. Es ist nicht einfach, sich in dem Gefährt festzuhalten. Vor allem weil Sina auf meinen Armen ein gemütliches Nickerchen macht. Sie lässt sich vom Lärm und Gehopper nicht stören. Ihre Ruhe möchte ich haben.
Die Strasse schlängelt sich mehr und mehr in die Höhe und die Vegetation wird laufend dichter. Immer wieder überragt ein riesiger Farnbaum die restlichen Pflanzen. Dichter Urwald lässt keinen Blick in die Ferne zu. Einmal mehr geht uns die Fahrt viel zu schnell. Wir möchten gerne verweilen und die vorbei flitzenden Bilder in aller Ruhe geniessen.
Wo sollen wir aussteigen? Sehen wir einen schönen Platz, dauert es viel zu lange bis wir uns entscheiden können und der Bus ist bereits ein gutes Stück weitergefahren. Die Steigung ist zu Ende und es geht auf der anderen Seite des Berges wieder zum Meer hinunter. Ob die Bremsen wohl in Ordnung sind? Als wir wieder in der Ebene sind, hält der Bus an und der Fahrer öffnet die Motorhaube, nimmt eine Flasche mit Flüssigkeit und leert sie irgendwo in den Motor. Das hat er doch schon kurz nach der Abfahrt in Apia gemacht…
Unser farbenfroher Bus verlässt die Hauptstrasse und folgt jetzt einer Naturstrasse Richtung Küste. Plötzlich sind wir an der Endstation und der Bus spuckt uns aus: Wir sind in Sa'anapu, einem kleinen Dorf an der Südküste von ´Upolu. Der Bus entschwindet schon bald wieder unseren Blicken. Um 14 Uhr fahre er wieder ab, versichert uns der Buschauffeur. Das beruhigt uns und wir machen uns daran, den Ort zu erkunden.
Wir sind die einzigen Touristen, die mit dem Bus hierher gefahren sind. Auch sonst sehen wir keine Mietautos oder andere Touristen. Eine junge einheimische Frau, die mit ihrem Kind auch in Sa'anapu ausgestiegen ist, spricht uns an und will wissen, was wir genau suchen. Unsere Antwort, dass wir uns nur etwas umschauen und am Strand baden wollen, nimmt sie mit fragenden Blicken entgegen. Sie fordert uns auf, ihr zu folgen und führt uns an das eine Ende des Dorfes, wo es scheinbar Fales am Strand zu mieten gibt. Doch das wollen wir nicht. Es braucht Einiges, bis die Frau und die Kinder wieder ihre eigenen Wege gehen.
Wir wandern an das andere Ende des Dorfes und fragen in einem der Schlaf- und Wohnfales, ob wir den Strand benützen dürfen. In Samoa sind alle Strände Privatbesitz und Besucher müssen zuerst um Erlaubnis fragen, wenn sie den Strand benutzen wollen.
Wir werden neugierig von den Frauen und Kindern gemustert. Männer sind keine zu sehen. Wir bekommen die Erlaubnis, den Strand zu benützen und gleichzeitig die Aufforderung im Anschluss an unser Bad wieder vorbeizukommen. Susan lädt die vielen Kinder ein, doch auch an den Strand zu kommen. Das hätte sie lassen sollen, denn nun sind wir keine Sekunde mehr alleine. Zum Teil werden wir von bis zu fünfzehn Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen umringt und begutachtet. Besonders Sina wird immer wieder auf die Arme genommen und davongetragen. Anina und Noemi werden betatscht, was sie gar nicht gerne haben.
Wenigstens für unser Picknick am Mittag lassen sie uns in Ruhe. Doch die Ruhe währt nur gerade fünf Minuten. Dann sind die ersten Kinder wieder da und starren uns während unserem Essen an. Einige sind sogar in den Baum geklettert unter welchem wir es uns bequem gemacht haben. Jetzt wissen wir endlich, wie sich die Tiere im Zoo fühlen müssen…
Auch die Besitzerin des Strandes kommt noch einmal vorbei und erinnert uns daran, in ihr Haus zu kommen. Unter ständiger Aufsicht packen wir unsere Sachen zusammen und begeben uns zurück zu besagtem Fale. Es werden für uns gewobene Palmmatten auf den Zementboden ausgebreitet und sogar Kissen herbeigebracht. Ein Nickerchen ist jetzt genau das richtige. Doch wir haben uns noch nicht richtig hingelegt, als uns noch ein Mittagessen aufgetischt wird: Nudelsuppe mit Cornet Beef, Brotfurcht und Trinkkokosnüsse. Das haben wir nicht erwartet. Vor allem weil wir der Besitzerin gesagt haben, dass wir am Strand unser Picknick gegessen haben. Doch wir können fast nicht anders, als von den uns angebotenen Gaben zu essen, denn wir werden von allen Ecken des Fales beobachtet.
Die Zeit rückt immer weiter vor und es ist kurz vor 14 Uhr. Gleich wird der Bus auftauchen und uns von allen neugierigen Blicken befreien. Sina wird immer noch von einem Arm zum nächsten gereicht. Anina taut langsam auf und spielt mit den Kindern der Grossfamilie. Susan holt aus dem Rucksack von Anina eine Bildergeschichte hervor und beginnt diese der Familie zu erzählen. Noemi ist so müde, dass sie nicht mehr selber einschlafen kann und so nehme ich sie ins Tragtuch. Das gibt mir die Gelegenheit, etwas Distanz zu all den Blicken zu gewinnen und umher zu schlendern.
15 Uhr ist bereits verstrichen und wir werden langsam ungeduldig. Wir erkundigen uns bei den Einheimischen, wann der nächste Bus nach Apia fahre. Ihre Antwort ist nur: Am Samstag fährt um diese Zeit kein Bus mehr zurück in die Hauptstadt…
Wir rechnen nicht mehr mit dem Bus und beginnen alle Autos anzuhalten, welche auf dem Feldweg das Dorf verlassen. Eine Familie lädt uns in ihren Kleinbus ein. Der Abschied von unseren Gastgebern fällt etwas schnell aus, doch irgendwie bin ich froh, all diesen Augen entfliehen zu können. Der Kleinbus fährt uns bis zur Hauptstrasse. Und was kommt uns auf dem Weg dorthin entgegen? Der Bus! Unser Fahrer hält an und stoppt den Bus. Auf Samoisch fragt er den Busfahrer, ob er nach Apia zurückfahre. Doch dieser verneint. Jetzt dämmert mir langsam, was der Buschauffeur mit 14 Uhr gemeint hat: Um diese Zeit fährt er in Apia ab und er kehrt nach Sa'anapu zurück. Wir haben ihn nur gefragt, wann er abfahre und nicht, ob er wieder nach Apia zurückkehre…
An der Hauptstrasse machen wir erneut Autostopp und werden von einem Kleinbus mitgenommen. Auf den weich gepolsterten Sitzen übermannt unsere Kinder schon bald der Schlaf. Auch Susan und ich haben mit der Müdigkeit zu kämpfen.
Unser Privattaxi bringt uns bis zum Markt zurück, wo wir unsere Fahrräder abgeschlossen haben. Welch ein Service. Ob wir es jetzt noch zurück zum Hafen schaffen? Denn eines unserer grössten Probleme heute war und ist, dass wir nie zur Toilette gehen konnten. Unter der ständigen Aufsicht haben wir das einfach nicht gekonnt.
Kurzerhand biegen wir in der nächsten Strasse ins weltweit bekannte Schnellimbissrestaurant, benutzen dort die Toilette und geniessen im Anschluss ein feines Softice. Ein kühler Abschluss für einen so erlebnisreichen Tag.
 
Nach unserer langen Überfahrt von Tabuaeran nach American Samoa hatten wir uns sehr auf frisches Gemüse und Früchte gefreut. Doch wir wurden in American Samoa sehr enttäuscht. Es gab praktisch keine Frischprodukte und wenn es doch etwas zu finden gab, dann waren die Artikel stark gekühlt und sündhaft teuer. Darum sind wir nun neugierig auf den Markt in Apia.
Gleich neben dem grossen Busplatz steht eine riesige, überdachte Halle. Hier reiht sich ein Stand an den nächsten und alle Tische sind mit Bergen von frischen Sachen bedeckt: Vor allem Bananen, Papaja, Tomaten, Gurken, Kohl, Kokosnüsse und Brotfrüchte sind zu finden. Für uns ist dieser Markt das reine Schlaraffenland und wir fragen uns, warum Western Samoa nicht ihre Produkte in American Samoa verkauft.
Hier decken wir uns endlich mal wieder mit frischen Produkten ein. Von einer deutschen Seglerfamilie haben wir den Tipp für einen Supermarkt mit einer guten Fleischabteilung erhalten. Wir werden sogar fündig und genehmigen uns ein paar feine Schnitzel. Das Fleisch ist wirklich mit „Schnitzel" angeschrieben…
Nicht nur das Einkaufen gehört zu unseren immer wieder kehrenden Tätigkeiten. Auch das Suchen einer Wäscherei und das anschliessende Waschen ist eine wichtige Beschäftigung von uns. Ganz in der Nähe des Hafens werden wir tatsächlich fündig und schleppen unseren Berg Wäsche dort an. Susan füllt die Maschinen auf und will nach dem Starten die Wassertemperatur auf heiss stellen. Da wird sie von der Aussichtsperson darauf aufmerksam gemacht, dass das nicht erlaubt sei und hier nur kalt gewaschen werde. Die „saubere" Wäsche riecht einfach etwas besser. Sie sieht aber immer noch genau gleich aus, wie vorher…
 
Den Leggero haben wir bereits für unsere Ausflüge in die Stadt Apia genutzt und nun wollen wir etwas in die ferne schweifen. Ausserhalb von Apia werden sicher nicht so viele Polizisten zu finden sein…
An der Nordküste wollen wir dem Meer entlang radeln und schauen, wie weit wir kommen. Wir wollen früh am Morgen losfahren, wenn die Hitze noch nicht zu gross ist.
Am Dingi-Anlegesteg ist noch kein einziges Dingi zu sehen. So früh ist wohl sonst niemand der Segler unterwegs.
Schnell sind alle Gepäckstücke im Leggero verstaut und schon kann es losgehen… Doch mein Fahrrad hat einmal mehr einen Platten. Die Prozedur kennen wir ja schon: Rad entfernen; Pneu demontieren; Schlauch entfernen; Loch suchen; Loch flicken; Alles wieder zusammen setzen und los geht es.
Mit einiger Verspätung machen wir uns endlich auf den Weg. Zu Beginn ist der Verkehr noch ganz enorm und jedes Mal wenn einer der grossen Busse an uns vorbeibraust weht es uns fast von den Sätteln. Je weiter wir aber von Apia entfernt sind, desto ruhiger wird es auf der Strasse. Es geht immer genau der Küste entlang. Die vielen Buchten sind nicht durch Brücken abgekürzt. Nein, die Strasse folgt genau dem natürlichen Verlauf der Küste. Entsprechend lang ist der Weg. Auf der Karte schauen wir bei jedem Dorf nach, wie weit wir gekommen sind.
In jedem dieser Dörfer werden wir mit neugierigen Augen verfolgt. Ein solches Gespann sieht man halt nicht alle Tage auf Samoa: Sina ist huckepack im Tragtuch auf dem Rücken von Susan und die beiden grossen Mädchen sitzen bequem im Leggero. Immer weiter geht es in den Osten von ´Upolu, vorbei an farbigen Dörfern und weiss angemalten Steinen, welche den Strassenrand säumen.
Wir sind schon ein ganzes Stück gefahren und unsere Mägen rufen nach einer Stärkung. Beim nächsten schattigen Platz am Strand halten wir an und fragen auf der gegenüberliegenden Strassenseite, ob wir den Strand für unsere Frühstücks-Rast benützen dürfen. Wir erhalten die Erlaubnis und machen es uns bequem. Auf den ersten Blick befinden wir uns an einem wunderschöner Sandstrand, doch bei genauerem hinschauen fällt uns auf, dass er mit Unrat und allerlei Abfall übersät ist.
Eine weitere Besonderheit fällt uns bei unser Fahrt durch die verschiedenen Dörfer auf. Die Gräber der verstorbenen Verwandten befinden sich nicht etwa auf einem Friedhof, wie in unserem Kulturkreis, sondern auf dem Grundstück vor den Häusern. Manchmal sind die Gräber sogar auf der Veranda zu finden. Sie werden ins alltägliche Leben einbezogen. So wird die Wäsche auf ihnen getrocknet, die Bettwäsche darauf ausgelüftet oder die Kinder spielen auf den Gräbern. In Samoa stellt ein Grab vor dem Haus ein Statussymbol dar, denn es zeigt den Anderen, dass man das Grundstück besitzt und nicht nur gemietet hat.
Die Gärten und Anlagen vor den Häusern sind allesamt sehr gepflegt und schön anzusehen. In den Gärten sehen wir allerlei Gemüse, welches wir nun wieder geniessen können: Tomaten, Bohnen, Aubergine, Taro, Krautstiel, Zwiebeln und vieles mehr. Uns fallen auch immer wieder Frauen auf, die auf den Vorplätzen der Häuser am Boden sitzen und in der Erde stochern. Sie sind mit einer winzigen Hake daran Unkraut zu jäten. Eine endlose Arbeit, da das Unkraut sicher schneller wächst als die Frauen mit ihren Haken jäten können…
Wir haben unser Ziel für heute gesteckt. Es sind die Piova-Caves, bei welchen wir schon bald ankommen werden. Noch eine letzte Steigung, dann sind wir dort. Plötzlich rennt eine ganze Herde von Schweinen über die Strasse. Die grosse Muttersau zuerst, gefolgt von mindestens fünf winzig kleinen Ferkeln. Ein weiteres Prestigeobjekt der Samoaner. Wären wir mit dem Auto unterwegs, müssten wir auf diese Tiere besonders achtgeben. Das Überfahren eines solchen Tieres kann sehr teuer werden. Mit dem Fahrrad müssen eher wir aufpassen, dass wir von den Sauen nicht überrannt werden.
Nach dieser Anstrengung freuen wir uns auf das kühle Bad. Der Zugang zu den Höhlen erfolgt über das Grundstück einer Kirche. Zwischen zwei Kapellen durch ist der Abgang, der auf einer steilen Treppe in die Tiefe führt.
Der Beschreibung nach dachten wir eigentlich es handle sich um Salzwasser-Pools. Doch nun stellt sich heraus, dass es sich um zwei Süsswassergrotten handelt. Ganz am Ende der Grotten wäre unter Wasser ein Durchgang, durch den man von einer Höhle zur nächsten tauchen könnte. Das ist mir dann doch zu unheimlich und ich verzichte auf dieses Abenteuer. Sina streikt bei den Pools ganz. Ihr ist das Wasser einfach zu kalt. Auch Mama streikt und lässt sich nicht dazu überreden in das nasse Element zu steigen.
Wir geniessen es einfach, ohne neugierige Blicke in einem Fale zu liegen und uns auszuruhen.
Erst jetzt auf der Rückfahrt nach Apia realisieren wir, wie weit wir eigentlich geradelt sind. Die Strecke scheint uns unendlich lang. Zwischendurch müssen wir absteigen und die Fahrräder ein Stück schieben, weil unser Sitzleder einfach nicht mehr will. Bei einem Strassen-Früchte-Stand machen wir eine Rast und wollen uns ein paar Bananen kaufen. Doch, unser Geld reicht nicht aus. Da schenkt uns der Besitzer kurzerhand die feinen süssen Bananen und wir setzen uns auf die zum Stand gehörende Bank. Im Nu sind alle Bananen in unseren Mägen verschwunden.
Bevor wir unsere Fahrt fortsetzen, beschenkt uns der Standbesitzer noch einmal mit einem ganzen Sack Bananen und einer kleinen Flasche Kokosnussöl. Auf diese Weise gestärkt und beschenkt, schaffen wir auch noch die letzten fünf Kilometer bis zurück in den Hafen.
 
Wasser, Wasser und noch einmal Wasser. Unsere ganze Familie liebt dieses Element über alles. Wen wundert es da, dass wir unsere Ausflugsziele entsprechend aussuchen? Ganz in der Nähe von Apia gibt es die „Sliding Rocks". Es sollen nach Angaben von anderen Touristen nur drei Meilen bis dorthin sein. Das ist mit dem Velo zu schaffen.
Die Schwierigkeiten beginnen bereits damit, den richtigen Weg zu finden. Manchmal findet man ein Hinweisschild und dann lange Zeit keines mehr. Die Einheimischen zu fragen ist auch nicht ganz einfach, da viele Menschen hier kein Englisch sprechen oder die Antworten widersprüchlich sind.
Doch endlich finden wir wieder einen Wegweiser sogar mit einer Distanzangabe. Noch 1.5 Kilometer bis zum Ziel. Nach unserer Vorstellung muss der gesuchte Wasserfall direkt am Meer liegen. Doch vom Pazifik sind wir schon ein weites Stück entfernt. Die letzten Kilometer entpuppen sich als die schlimmsten der ganzen Wegstrecke. Die Steigung nimmt immer mehr zu und ich kann mein Fahrrad mit dem angehängten Leggero nur noch mit grosser Mühe und Anstrengung den Berg hochschieben. Die Steigung beträgt sicher mehr als 45%.
Eine letzte Kuppe und wir sind da. Nachdem wir ein Eintrittsgeld entrichte haben, nehmen wir den Abstieg zu den schlüpfrigen Steinen in Angriff. 200 Stufen sind es, bis wir bei den kleinen und grossen Wasserfällen ankommen. Und über welchen Stein soll man jetzt in welches Pool rutschen?
Wir entscheiden uns für eine kleine Rutsche in ein kleines, aber doch einigermassen tiefes Becken. Die lange Rutsche lassen wir bleiben. Dort stellen wir uns nur unter den Wasserfall und lassen das Wasser auf unsere Körper prasseln.
Anina würde am liebsten noch lange im Wasser bleiben und die Rutsche hinunter sausen. Doch ihre Lippen laufen langsam blau an und es ist Zeit sich wieder etwas aufzuwärmen. Noemi zieht es vor, in den kleinen Pools zu baden. Die eine Rutschpartie auf den Knien von Papa hat ihr genügt und sie will keine Wiederholung.
Wir haben den ganzen Ort für uns alleine. Erst als wir unsere Sachen wieder zusammen packen, erscheinen noch andere Touristen. Ihr Aufenthalt ist aber von kurzer Dauer. Sie schiessen ein paar Fotos, schauen sich ein wenig um und schon sind sie wieder weg. Keine fünf Minuten war ihr Besuch. Ein Bad oder eine Rutschpartie wagen sie nicht.
Wasser ist ein herrliches Element, wenn man selber bestimmen kann ob man nass werden will… Auf der rasanten Abfahrt, zurück nach Apia fahren wir von einem Regenschauer in den nächsten. Wir können uns gerade noch unterstellen, bevor es aus allen Kübeln zu giessen beginnt. Wir haben aber gelernt, dass die Regenschauer meistens nur von kurzer Dauer sind.
 
Fürs erste haben wir nun genug von langen und anstrengenden Ausflügen mit dem Velo. Wir wollen es noch einmal mit dem Bus versuchen. Nun wissen wir ja, dass an den Samstagen die Busse nur am Morgen verkehren und am Nachmittag ein letztes Mal von Apia in die Aussenposten fahren.
In unserem Reiseführer haben wir von einem weiteren Wasserfall gelesen, der im Nationalpark auf der Südseite der Insel zu finden ist. Wir wissen sogar, dass wir den Bus nach Salani nehmen müssen und dass er am Fischmarkt losfährt. Nur das Wann wissen wir nicht.
Wir haben gerade unsere Fahrräder abgeschlossen, als unser gewünschte Bus an uns vorbeifährt… Susan spurtet los und kann ihn gerade noch stoppen. Als erste Station fährt er natürlich zum Gemüsemarkt. Ob er jetzt auch noch einmal zum Fischmarkt fährt?
Nein, er holt viel Anlauf fährt in einem Schnurz über den Berg an die Südküste. Wir haben dem Fahrer gesagt, wo wir aussteigen wollen und haben ihn explizit gefragt, wann er noch einmal nach Apia fahre. Wir haben aus unserem ersten Busausflug gelernt.
Ein anderer Passagier hilft uns an unserem Ziel all unser Gepäck auszuladen und weg ist der Bus. Gewisse Erinnerungen werden wach… Doch jetzt wollen wir nicht daran denken und erst einmal zur Informations-Hütte gehen. Informationen über den Park suchen wir dort aber vergebens. Wir finden lediglich ein paar Männer, die damit beschäftigt sind ein grosses Transparent für das nächste Fest zu malen.
An einer Infotafel am Eingang zum Park werden wir dann aber doch noch fündig. Einige schöne Wanderungen könnten hier gemacht werden. Doch die kürzeste ist vier Stunden, was uns mit den Kindern doch etwas zu lang erscheint. Die von uns gesuchten Wasserfälle sind nur gerade fünfzehn Minuten entfernt und dorthin wandern wir nun.
Schon bald hören wir das Brausen des Wassers und auf einem schön angelegten Platz oberhalb der Fälle stehen ein paar Fales. Wir nehmen sogleich eines in Beschlag und hängen unsere Hängematte darin auf. Das ist für Sina die beste Schlafgelegenheit.
Anina und Noemi sind bereits in ihren Badehosen, als wir Eltern noch die Sachen etwas ordnen. Der Zugang zum untersten Pool ist über eine eigens dafür gebaute Treppe sehr einfach. Das Wasser ist angenehm kühl und das Becken so tief, dass ich schon bald nicht mehr stehen kann.
Der ganze Wasserfall besteht aus zwei Stufen. Das mittlere Pool lädt auch zum baden ein, ist aber nur über eine Kletterpartie zu erreichen. Anina will natürlich auch mit nach unten. Doch sobald wir unten angekommen sind, fühlt sie sich nicht mehr so wohl und will wieder nach oben. Hinauf ist es aber um einiges schwieriger und wir entschliessen uns, ins nächste Becken hinunter zu springen.
Gesagt, getan. Anina klemmt sich den Schwimmring fest unter die Arme und ich halte sie über den Felsen. Susan sollte eigentlich ein Bild von diesem Sprung machen. Doch es verschlägt ihr den Atem, als sie realisiert, dass ich Anina alleine ins nächste Becken fallen lasse… Für kurze Zeit taucht die kleine Dame unter Wasser und schiesst auch schon wieder an die Oberfläche. Nun bin ich an der Reihe und nehme einen grossen Satz in die Tiefe. Gemeinsam schwimmen wir zur Treppe. Anina ist mächtig Stolz auf ihren Sprung, auf eine Wiederholung will sie dann aber doch lieber verzichten.
Unseren Bus wollen wir unter keinen Umständen verpassen und so machen wir uns nach einer schönen Mittagsruhe auf den Weg zurück zur Strasse. Wir wollen uns aber nicht einfach an den Strassenrand setzen und warten. Aus diesem Grund spazieren wir der Strasse entlang. Immer wieder werden wir von Einheimischen angehalten und gefragt wohin wir wollen. Sie können nicht verstehen, dass wir nur so zum Vergnügen am laufen sind.
Von einer Frau werden wir sogar zum Mittagessen eingeladen. Diese Einladung lehnen wir dankend ab und erhalten dafür drei frisch von der Palme gepflückte Trinkkokosnüsse.
Kurze Zeit später kommt uns der Bus entgegen und bringt uns wohlbehalten nach Apia zurück.
 
Wir sind immer noch auf der Suche nach unserem Südsee-Traum-Wasserfall, der direkt am Meer, versteckt hinter ein paar Palmen an einem Sandstrand zu finden ist. Auf ´Upolu gibt es einen einzigen Wasserfall, der direkt am Meer liegt. Mit unserer Traumvorstellung im Kopf besteigen wir den Bus und fahren zu besagtem Platz.
Der Wasserfall stürzt gurgelnd, zischend und stiebend in die Tiefe. Doch der von uns erträumte Traum-Wasserfall ist es nicht. Das Becken in der Tiefe wäre nur mit einem Kajak zugänglich und das haben wir nicht. Wir verlassen den Platz schon nach kurzer Zeit wieder, da uns die Moskitos anfangen aufzufressen.
Einmal mehr wandern wir der Strasse entlang in die von uns gewünschte Richtung. Das heisst in diesem Fall weg von Apia. Wir warten auf den nächsten Bus, der nach Lepa fährt. Immer wieder fahren Autos an uns vorbei und wir versuchen Autostop zu machen, da kein Bus auftaucht. Tatsächlich hält ein Fahrzeug an und nimmt uns mit. Die drei Insassen sind Techniker, die an einer Antenne in Lepa eine Arbeit ausführen müssen.
Die Fahrt geht hoch in die Berge und der Ausblick auf die darunterliegende Ebene ist atemberaubend schön. So weit das Auge raucht sieht man einen kräftig grünen Teppich aus Palmen und anderen Urwaldbäumen. Zwischendurch steigt der Rauch eines Feuers auf.
Lepa liegt an der Südostküste von ´Upolu und ist bekannt für seinen schönen Sandstrand. Die drei Arbeiter lassen uns bei ihrem Einsatzort aussteigen und wir spazieren der Strasse entlang weiter. Schon nach kurzer Zeit werden wir von einer einheimischen Frau zu einer Rast in ihrem Fale eingeladen. Sollen wir wirklich? Natürlich, und so sitzen wir schon nach kurzer Zeit auf den Palmmatten auf dem Boden.
Es wird uns ein süsser, roter Sirup angeboten, den Anina und Noemi natürlich liebend gern trinken. Einmal mehr werden wir von vielen Kinderaugen genaustens begutachtet. Doch irgendwie fühlen wir uns hier wohler, als in Sa'anapu.
Die Frauen sind damit beschäftigt Matten zu flechten und die jüngsten Kinder zu versorgen. Ein junger Mann von vielleicht 15 Jahren hält ein kleines Baby auf dem Arm. Wir erfahren, dass er der Vater des Babys ist und auch der Vater von einem weiteren Säugling…
Wir bedanken uns für den Rastplatz und spazieren weiter dem Strand entlang. Anina streckt mir plötzlich ihre Zunge heraus und ich muss lachen. Sie ist von dem süssen Sirup ganz rot. Auch die Zugen von Noemi und mir sind knütsch rot.
Wann fährt wohl der letzte Bus zurück nach Apia? Diese Frage haben wir uns natürlich schon lange gestellt. In diesem Moment kommt uns der Bus entgegen. Ich halte ihn auf und frage den Fahrer nach der letzten Fahrgelegenheit in die Hauptstadt. Dies sei der letzte Bus, der nach Apia fahre… und das um 11:30! Das ist uns dann doch entschieden zu früh. Wir vertrauen darauf, dass wir eine andere Fahrgelegenheit finden werden.
Wir mieten uns für zehn Tala ein Fale und geniessen die Ruhe, den Wind, das Wasser und einfach das Beisammensein als Familie.
Die Zeit fliegt nur so dahin und wir müssen an die Rückkehr denken. Die Vermieterin unseres Fales meint nur, wir hätten nun ein grosses, sehr grosses Problem, wenn wir zurück nach Apia wollen….
Wir marschieren in die richtige Richtung los und halten jedes Fahrzeug an, das in unsere Richtung fährt. Von jedem erhalten wir eine abschlägige Antwort. Wir scheinen einfach etwas weit von Apia entfernt zu sein. Die Einheimischen die uns ansprechen, empfehlen uns, ein Fale für die Nacht zu mieten und den nächsten Bus am Morgen zu nehmen. Auf eine Übernachtung sind wir aber gar nicht eingerichtet und eingestellt.
Endlich wird unser Vertrauen belohnt und wir können mit einem Kleinbus in Richtung Apia mitfahren. Der Fahrer bringt uns sogar bis zum Fischmarkt in der Hauptstadt, obwohl sein Heim vier Meilen vor Apia liegt.
 
Von unseren Ausflügen kommen wir meistens schwerer beladen wieder zurück aufs Schiff als wir losgezogen sind. Es gibt immer etwas zu finden: Muscheln, Steine, Sand oder auch ganz spezielle Sachen. Die Einheimischen erzählen uns von einem Baum, dessen Früchte sie als Füllmaterial für Kissen gebrauchen. Wir können uns einfach nicht vorstellen, dass die langen, grünen Früchte ein weiches Kopfkissen abgeben. Auf unserem letzen Ausflug gehen uns dann die Augen auf und wir entdecken einen Baum mit reifen Früchten.
Wenn diese langen, grünen Früchte reif sind, dann springen sie auf und aus dem Innern quillt eine Masse wie Watte hervor. Diese Watte wird dann als Stopfmaterial für die Kissen verwendet. Wir staunen einmal mehr, was die Natur alles hervor bringt und wir sind gespannt, was wir noch alles kennenlernen werden.
 
Morgen
 
farbig
 
Strandfale
 
Umringt
 
Schaukel
 
Leggereo
 
Pool
 
Bucht
 
Papa Seea
 
üppig
 
Flussbad
 
Dusche
 
Farn
 
Zier
 
luftig
 
Haus
 
Grosi
 
rot
 
Kissenbaum
 
Pracht
 
Stop
 
Kirchturm
 
-
 
Wohnfale
 
Küste
 
Leitung
 
Haus
 
Wasserfall
 
-
 
Fisch
 
eng
 
Dschungel
 
Elektrik
 
Brücke
 
Fale
 
-
 
Strand
 
Watte