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25.07. - 31.07.2004

 
„Wir verkleinern die Segelfläche und steuern Ostnordost, nahe am Wind. Ich habe mich entschieden, die ganze Nacht weiter zu segeln und so auch der Gefahr auszuweichen, die wir vor uns gesehen haben. Plötzlich wird Flachwasseralarm gegeben. Doch kurze Zeit später wird das Wasser wieder tiefer. Wir schliessen daraus, dass wir die Untiefe überfahren haben, die wir bei Sonnuntergang ausgemacht haben. Kurz vor zehn Uhr abends haben wir 21 Faden Wassertiefe und es bleibt so tief. Mit grosser Gelassenheit verlassen wir das Deck und begeben uns zu Bett.
Wenige Meilen später läuft das Schiff auf ein Riff und kommt vorläufig nicht mehr frei. Erst 23 Stunden später, nachdem das Schiff von vielen schweren Sachen befreit ist, gelingt es uns, das Schiff freizubekommen. In einem nahen Fluss gehen wir vor Anker und beginnen mit den Reparaturarbeiten."
Wir schreiben August 1770. ENDAVOUR ist notdürftig repariert und liegt beim Cape Flattery vor Anker. Vom dortigen Aussichtspunkt erspäht Captain James Cook eine 16 Seemeilen entfernte Insel mit einem hohen Berg. Mit einem Beiboot segelt Cook zu dieser nahen Insel. Er ist auf der Suche nach einer Riffpassage im Osten, um dem unendlichen Wirrwarr von Riffen und Untiefen endlich zu entrinnen.
Ohne Aufenthalt am Strand besteigt Cook sogleich den Berg, mit einem Gemisch von Hoffnung und Angst, ohne zu wissen, wie dieser Ausflug enden wird. „Weiter als mein Auge reicht ist nur ein Riff von Steinen zu erkennen, an welchem sich die Wellen schrecklich brechen." Er kehrt zum Strand zurück und übernachtet dort. Wegen der vielen Eidechsen, die er auf der Insel findet, nennt er sie Lizard Island. Am nächsten Morgen besteigt er erneut den Berg. Dunst verschlechtert die Sicht und die Riffe sind nicht mehr zu erkennen. Er schickt ein Beiboot aus, um einen Durchgang durch das Aussenriff zu suchen. Sie finden eine Passage und die ENDAVOUR verlässt daraufhin an dieser Stelle das Barrier Reef. Doch Cook hat auf seiner weiteren Reise weiter mit Riffen und Untiefen zu kämpfen.
234 Jahre später stehen wir wie Captain James Cook auf dem 358 Meter hohen Berg und überblicken die grosse Weite des Barrier Reefs. Wir können erahnen, wie sich der Navigator bei diesem Anblick gefühlt haben muss. Vor ihm lag ein Seegebiet von dem er nur eine weisse Karte besass. Alles war für ihn und seine Mannschaft unbekannt, jede Meile eine Fahrt ins Unbekannte. Für uns ist es mit den heutigen detaillierten Karten und den vielen Seezeichen um einiges einfacher, durch all die Riffe zu fahren und das sogar bei Nacht. Die Anwesenheit und Gegenwart von James Cook ist allgegenwärtig. Die meisten Inseln, Kaps, Riffe und Flüsse sind nach ihm benannt.
 
PANGAEA liegt in der Mrs Watsons Bay bei Lizard Island vor Anker. Das Wasser ist kristallklar und lädt zum Baden ein. Wir haben langsam aber sicher Übung darin, unser Faltboot aufzubauen. Gemeinsam tragen wir es vom Heck zum Bug unseres Schiffes, wo wir genügend Platz haben. Die Sitzbretter, die Büchse mit den Splinten und das blaue Schwimmkissen bringen die Kinder nach vorne. Ich öffne das zusammengefaltet Boot und schiebe das mittlere Sitzbrett an die richtige Position. Die vier Splinten sind schnell eingesetzt. Jetzt folgen die beiden Sitzbretter an den Enden. Das Haltetau befestigt Anina und Noemi hilft das Schwimmkissen in Position zu bringen. „Eins, zwei und drei!" Das Beiboot fliegt über die Reeling, landet mit einem lauten Knall auf dem Wasser und schwimmt davon… „Anina, s'Seil fescht hebe!" Das macht sie doch und sie ist damit bereits auf dem Weg zum Heck, um das Tau um eine der Klampen zu legen. Jetzt fehlen noch die Paddel, dann ist das Beiboot bereit und wir damit unterwegs zum Strand.
Susan will unbedingt vor dem Strand das Beiboot verlassen. Die Flossen und die Taucherbrille hat sie bereits montiert. Ein kurzer Aufschrei ist noch zu hören, als sie ins Wasser taucht. Das Wasser ist immer noch nicht so warm. Nur 22°C. Ich verweile mich mit den Kindern am Strand. An einem schattigen Ort zwischen hohen Steinen backen wir Sandkuchen und buddeln tiefe Löcher in den Strand. Nach einem schönen Segelschlag ist das ein gelungener Tagesabschluss.
Nach geraumer Zeit taucht auch Susan am Strand auf. Sie habe riesige Muscheln gesehen und breitet zur Veranschaulichung die Arme so weit es geht auseinander. Ich schaue sie nur ungläubig an. Ob sie da nicht ein wenig übertreibt?
 
Auf Lizard Island gibt es eine Riff-Forschungsstation. Heute soll es dort eine öffentliche Führung geben, die wir gerne besuchen möchten. Die Station liegt auf der anderen Seite der Insel und ist nur zu Fuss erreichbar. Schon früh am Morgen stehen wir am Strand, um die morgendliche Kühle auszunutzen. Jedes Familienmitglied trägt seinen eigenen Rucksack. Vom Kleinsten für Sina bis zum grossen Tragrucksack für Papa.
Der sandige Treck führt uns schon bald ins Landesinnere, vorbei an einem Süsswasserbrunnen und dann durch einen grossen Mangrovenwald. Am Wegrand sind viele Infotafeln zu finden, die wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt vermitteln. Ein durchdringendes Geschrei hallt aus dem Dickicht zu uns herüber. Was für Tiere können einen solchen Lärm vollführen? Wir sind neugierig und folgen einem schmalen Seitenpfad. Der Lärm wird immer lauter. Ein Blick in die Baumkronen verrät die Urheber des Geschreis: Hunderte von Flughunden hängen kopfüber an den Zweigen und unterhalten sich lautstark.
Wie wäre es mit einem leckeren Dessert für das Abendessen? Der Hinterteil der grünen Ameisen soll gemäss einer Infotafel wie Zitrone schmecken. Oder sollen wir, wie beschrieben, die Ameisennester in Salzwasser zerquetschen und die milchige Flüssigkeit als Heilmittel gegen Husten und Grippe verwenden? Wir sind uns in der Familie bis jetzt noch nicht einig, wer als erstes kosten soll… Wir überlassen den Leckerbissen und das Heilmittel doch lieber der Urbevölkerung dieses Kontinents.
Der Erlebnis- und Lernpfad führt uns an immer neue, unbekannte Dinge heran. Unter anderem finden wir ein Blatt, welches die Einheimischen als natürliches Schmirgelpapier verwenden. Sie schleifen damit Speere, Bumerangs und andere hölzerne Gegenstände glatt. Die Blätter lassen sich an Ort und Stelle befühlen. Tatsächlich, die Blätter sind rau wie Sandpapier.
Lizard Island wird von zwei Bergen dominiert. In der Tiefebene dazwischen liegt eine Flugpiste, damit die Ressortgäste schnell und bequem zu ihrem Ferienort gelangen können. An dieser Flugpiste entlang führt nun unser Weg. Plötzlich hören wir hinter unserem Rücken das Brummen eines Flugzeugmotors. Gebannt schauen wir zurück und tatsächlich, ein zweimotoriges Propellerflugzeug setzt zum Start an. Wir sind keine 20 Meter von der Piste entfernt, als das Flugzeug an uns vorbeischiesst und in den Himmel abhebt. Nervenkitzel pur, sicher auch für den Piloten.
Die Natur hat sich verändert. Die Mangroven sind verschwunden und haben niedrigem Buschwerk Platz gemacht. Feiner Sand knirscht unter unseren Füssen und der Weg schlängelt sich dem Meer entgegen. Immer wieder bewegen sich die Blätter der Büsche und es raschelt im Laub. Was sind das nur für Tiere? Wir bleiben stehen und versuchen etwas zu erkennen. Für unsere Augen gut getarnt sind nun plötzlich duzende von Heuschrecken zu erkennen. Kommen wir ihnen zu nahe, breiten sie ihre Flügel aus und hüpfen fliegend bis zu 50 Meter weit. An einzelnen Büschen wimmelt es von den Tieren und ein ganzer Schwarm erhebt sich in die Lüfte.
Vor uns breitet sich die Blaue Lagune aus. Das Wasser schimmert in allen Farbtönen und der weisse Sandstrand liegt unberührt und ohne irgendwelche Spuren vor uns. Hier müsste jetzt die Forschungsstation sein. „Sie ist sicher hinter der nächsten Strandbiegung zu finden. Ein kurzer Fussmarsch am Strand entlang und wir sind dort." So denken wir. Zwischen haushohen, flach geschliffenen Steinen suchen wir uns einen Weg um das Kap herum und vor uns taucht der nächste Tropenstrand auf. Von einer Forschungsstation ist nichts zu sehen. Dann halt hinter der nächsten Biegung… Es folgt ein Kap und ein Strand dem anderen. Gewisse Kaps können wir nur passieren, weil Ebbe ist, sonst müssten wir schwimmen. Langsam aber sicher geben wir die Hoffnung auf, noch rechtzeitig zur Station zu gelangen. Gibt es die überhaupt? Also, noch ein Felsvorsprung, dann ist Schluss!
Das Kap ist gerundet und vor uns liegt der nächste Strand. Hier entdecken wir Zeichen von Zivilisation. Fahrzeugspuren sind zu erkennen und ein Feldweg führt vom Strand ins Innere der Insel. Nach wenigen Metern kommen wir bei der Forschungsstation an.
Plötzlich raschelt es im Unterholz. Eine riesige Eidechse kriecht aus dem Unterholz, schaut uns gelassen an und verschwindet wieder im Gestrüpp. Wir scheinen das Tier nicht gross zu beeindrucken. Bei den Gebäuden angekommen, ist ein Lizard von über einem Meter Länge gerade dabei aus einer mit Wasser gefüllten Schale einer Riesenmuschel zu trinken. Das Becken ist eigentlich dazu gedacht, den Sand von unseren Füssen zu waschen. Die Tiere sind nicht menschenscheu und scheinen hier zu den Haustieren zu gehören.
Die „Lizard Island Research Station" wurde 1973 vom „Australian Museum" gegründet, um das Wissen und Verständnis des Great Barrier Reefs zu vertiefen. Das Zeltdorf am Strand entwickelte sich zu einer gut ausgerüsteten Forschungsstation mit exzellentem Zugang zum nahen Korallenriff. Die Station ist heute einer der besten Korallenriff-Forschungsstationen der Welt. Etwa 80 Forschungsprojekte werden jährlich von Forschungsstudenten und professionellen Forschern durchgeführt.
Die kurze Führung gibt einen kleinen Einblick in die Arbeit und Ausrüstung der Station und wir erfahren, wo in der Nähe gute Plätze zum Schnorcheln sind. Wir haben in unserem Gepäck nämlich die ganze Ausrüstung für einen „Tauchgang" dabei.
Nach einem Picknick am Strand stürzen sich Papa und Mama nacheinander in die Fluten und tauchen einmal mehr in die faszinierende Unterwasserwelt ab. Dass wir uns in einem geschützten Bereich des Marine Parks befinden realisieren wir schnell. Wir werden von hunderten wenn nicht tausenden von Fischen umschwärmt. Die Korallen schimmern in den schönsten Farben und die Riesenmuscheln sind in der Tat riesig. Die Muscheln sind sicher einen Meter lang und wiegen bei dieser Grösse bis zu 200 Kilogramm!
Riesenmuscheln sind Filtrierer, in deren Mantelrand oft einzellige Algen leben, die mit der Muschel eine Symbiose eingegangen sind. Die Algen lassen den Mantelsaum farbenprächtig in blau, türkis oder beige aufleuchten. Diese Algen werden von der Muschel ernährt und liefern ihr dafür Sauerstoff für die Atmung.
Diese Schnorcheltour wird uns unvergesslich bleiben. Die Frage stellt sich nun bloss, wie wir mit all unserem Gepäck und den müden Beinen den Rückweg zum Schiff schaffen sollen? Wir schlendern durch die Forschungsstation zurück. Plötzlich fährt ein Traktor mit Anhänger an uns vorbei. „Do you want a ride to the airport?" Was für ein Angebot! Natürlich möchten wir! Auf dem Trittbrett klammern wir uns fest und kommen auf diese Weise um einiges schneller ein grosses Stück unserem Ziel näher. Dankbar verabschieden wir uns von den zwei hilfsbereiten Frauen, die den Traktor gefahren haben, und nehmen den restlichen Weg unter unsere Füsse.
Am Strand treffen wir auf die Familien, die wir auf Hope Island angetroffen haben. Sie sind heute im Laufe des Tages auf Lizard eingetroffen. Nach unserem langen Ausflug sehnen wir uns jetzt aber zurück aufs Schiff und verbringen nur noch kurze Zeit am Strand. Morgen wollen wir einen möglichen Muskelkater vorbeugen und in den Fussspuren von James Cook wandeln. Der Berggipfel lockt.
 
Die Sonne taucht die Ebene zwischen den beiden Bergen in goldiges Licht. Wir befinden uns bereits hoch über unserem Ankerplatz. Es ist erfrischend kühl, doch die aufgehende Sonne entfaltet schnell ihre Wärme. Der Weg ist gut markiert aber steil. Gut, haben wir die guten, schweren Schuhe montiert. Trotzdem ist bei den Kindern mit ihren kurzen Beinen manchmal nur noch Vierfussantrieb möglich.
Jetzt sind wir jeden Moment auf dem Gipfel. Die nächste Kuppe muss es sein. Leider weit gefehlt. Hinter dieser Kuppe erhebt sich eine weitere. Irgendwann ist es aber die Letzte und wir stehen auf dem höchsten Punkt von Lizard Island. Die Sonne steht noch tief und das glitzernde Wasser gibt seine Geheimnisse um Untiefen und Riffe nicht preis. Wir geniessen die Ruhe und lassen uns den Wind durch die Haare pfeifen. Es ist Zeit zu frühstücken und uns im Gipfel-Gästebuch einzutragen. Der erste Eintrag stammt von James Cook, August 1770…
Je weiter die Sonne steigt, um so mehr Riffe werden sichtbar. Mit fortschreitender Ebbe wird ganz in der Nähe eine Sandbank sichtbar. Immer besser sehen wir das Korallenriff, das die Insel säumt. Die Aussicht ist überwältigend. Die steil abfallende Felswand gibt eine grandiose Aussicht auf die Ankerbucht frei. Jetzt ein Vogel sein und in die Lüfte entschwinden, das wäre die Krönung dieses Ausblicks.
Flügel sind uns keine gewachsen und auf Schusters Rappen geht es wieder den Berg hinunter. Wie gross ist das Vertrauen in die Schuhsohlen? Wer stolziert die steilsten Felsen aufrecht hinunter? Anina und Noemi trauen der Sache nicht so recht. Nur an der Hand von Papa sind sie bereit auf ihre Schuhe zu vertrauen. „So tüend mir aber mini Zeche weh!" Recht haben sie ja, dafür werden die Knie und Ellbogen nicht aufgeschlagen.
Das Beiboot und der Strand kommen in Sicht. Der Gang der Kinderbeine beschleunigt sich. Mit jedem Schritt auf dem Sand wird ihre Bekleidung leichter. Ein Kleidungsstück nach dem anderen landet am Boden, bis alle drei nur noch in der Unterwäsche im Wasser sitzen. Die Abkühlung hat gut getan. Nun freuen wir uns alle auf das Mittagessen an Bord.
Wir erinnern uns alle noch gut an die Handpumpe bei der Wasserstelle an Land. Bei unserem Ausflug zur Forschungsstation haben wir den kleinen Frosch beneidet, der uns aus dem Inneren der Pumpe angeschaut hat. Dem Frosch wollen wir es jetzt gleich tun. Mit allen möglichen Behältnissen und Badetüchern bestückt machen wir uns am späten Nachmittag auf zu unserer Freiluft-Waschaktion. Herrlich, nach etlichen Tagen mal wieder das Salz vom Körper zu waschen und die Haare zu waschen. Wenn nur das Pumpen nicht so schweisstreibend wäre!
Am Strand haben sich die Besatzungen sämtlicher vor Anker liegenden Schiffe zu einem Umtrunk versammelt. Es ist unendlich spannend, von den Erfahrungen der anderen Segler zu hören. Uns interessieren natürlich Infos zu unserer geplanten Route. Auf was müssen wir achten? Wo gibt es gute Ankerplätze? Welche Länder und Orte sollen wir beim Roten Meer anlaufen und besuchen? Mit vielen neuen Infos kehren wir erst spät am Abend zurück zum Schiff.
Trotz unserer Bitte an die Kinder, nach der Süsswasser Dusche nicht mehr im Sand zu spielen, knirscht es in ihren Kleidern beachtlich, als wir an Bord steigen. Es ist ja auch schwierig, dem Wunsch von Mama und Papa zu gehorchen, wenn diese im Gespräch vertieft sind und unter den Füssen nichts als Sand zu finden ist.
 
Am Morgen stechen wir wieder in See, folgen aber nicht der Route von James Cook. Wir wollen weiterhin im Barrier Reef bleiben. Wir wissen ja, wo die nächsten Untiefen und Riffe auf unserem Weg liegen. Wenn wir bis Ende August in Darwin sein wollen, müssen wir uns langsam aber sicher sputen. Doch wir sehnen uns nach unserem gewohnten Rhythmus, wo wir länger an einem Ort verweilen können und einen Spaziergang mehrere Male unternehmen können.
Auf der anderen Seite ist es herrlich zum Segeln. Der Wind weht stetig mit 15 bis 20 Knoten aus achterlicher Richtung und die Wellen sind bei diesem Kurs kaum zu spüren. Wir geniessen es, unterwegs zu sein. Nach dem Besuch von Lizard Island haben wir uns vorgenommen, wieder grössere Schläge zu segeln und nicht mehr in Tagesetappen von einer Insel zur nächsten zu hüpfen. Doch der Reiz der vielen Inseln ist gross.
Zwischen den Flinders Islands fahren wir durch einen schmalen Kanal und ankern vor einem hell leuchtenden Sandstrand. Der erste Ankerversuch misslingt. Wir sind viel zu Nahe am Strand und zudem hält der Anker nicht. Also wieder hoch mit dem Ding. Was hängt denn da zwischen den Schaufeln unseres Ankers? Ein mit Schlamm gefüllter Kessel! Wir haben die bekannte Nadel im Heuhaufen gefunden oder besser gesagt getroffen, denn gesucht haben wir den Kessel mit Bestimmtheit nicht.
Der Wind ist viel zu schön, um zu verweilen. Bei Anbruch der Dämmerung setzen wir das Segel erneut und fahren hinaus in die Nacht. Die diversen Leuchtfeuer weisen uns den Weg in den Norden. Wenn einer der Leuchttürme hinter uns verschwindet, taucht der Nächste vor uns auf. Segelschiffe sind keine mehr zu sehen. Wir sind alleine unterwegs.
Gegen Mittag nähern wir uns Morris Island, einer kleinen Insel. Wir schlagen in unserem Handbuch nach, was es mit dieser Insel auf sich hat. Die Insel bietet den einzig guten Ankerplatz am momentanen Küstenabschnitt. Wie wäre es mit einem unplanmässigen Stopp? Ja, denn so in Eile sind wir nicht. Die Ansteuerung ist einfach und wir ankern im Windschatten der Insel. Eine einzige Kokospalme ragt hoch in den Himmel. Ob jemand alle neu wachsenden Palmen umsägt, damit die Angabe in der Seekarte und unserem Handbuch weiterhin stimmen?
Die einsame Kokospalme auf Moris Island ist eine Erinnerung an die Britische Navy und ihren Einfluss auf das Barrier Reef im neunzehnten Jahrhundert. Um schiffbrüchigen Seeleuten das Überleben zu sichern, wurden auf vielen Inseln Ziegen ausgesetzt sowie Kokospalmen und Kapokbäume angepflanzt. Letztere als Werkzeug, um mit ihrem langen Stiel die Kokosnüsse herunter schlagen zu können. Kokospalmen sind in Queensland nicht heimisch und alle wurden von Menschenhand gepflanzt.
Die einsetzende Ebbe gibt immer mehr vom Riff rings um die Insel preis. Das kleine Eiland wächst mit unglaublicher Geschwindigkeit. Ein starker, penetranter Geruch nach faulen Fischen und Seegras bläst uns entgegen.
Wir steigen vom Dingi ins seichte Wasser. Ein Schatten huscht davon. Ich erkenne gerade noch die weisse Spitze eines kleinen Riffhais. In kurzer Distanz hebt eine Schildkröte ihren Kopfe zum Atmen aus dem Wasser. Majestätisch schwimmt eine ganze Flotte von Pelikanen an uns vorbei. Wir betreten den sandigen Strand. Keine Fussspur ist zu erkennen. Unsere Fussabdrücke sind die ersten, die im Sand zurück bleiben und auch diese werden von der nächsten Flut wieder verwischt werden. Der Gegensatz zu Lizard Island mit Flughafen, Ressort, Forschungsstation und duzenden von Schiffen vor Anker könnte nicht grösser sein.
Langsam spazieren wir der Grenzlinie der letzen Flut entlang. Hier sind die meisten und schönsten Muscheln zu finden. Wir finden duzende von kleinen, spiralförmigen und zerbrechlichen Muscheln. Bereits auf Lizard Island haben wir diese winzigen Schönheiten gefunden. Zu welchem Tier gehören diese Muscheln? Die Leiterin der Forschungsstation konnte uns weiterhelfen: Diese kleine Muschel ist Teil eines bis zu sechs Zentimeter langen Tintenfisches (Ram's Horn Squid), der in einer Tiefe von 300 bis 700 Metern zu hause ist. Das Tier braucht die Muschel, um im Wasser steigen und sinken zu können. Im Innern der Spirale befinden sind Kammern, die mit einem kleinen Loch verbunden sind. Der Tintenfisch kann nun Flüssigkeit in die Kammern pressen und dadurch verringert sich das Gasvolumen darin. Der Tintenfisch sinkt. Eine erstaunliche Erfindung und Leistung der Natur.
Was schimmert denn da auf dem Boden? Susan bückt sich und lässt einen Freudenschrei fahren. Eine Nautilus!
Unablässig dringt das Rauschen der Brandung und das durchdringende Geschrei der Seevögel an unser Ohr. Wir sind in das Reich der Vögel eingedrungen und das geben sie uns lautstark zu verstehen. So lange es bei verbalen Angriffen bleibt, stört uns das nicht.
War seit der letzten Flut ein Traktor hier an Land? Wir dachten, wir seien die ersten Besucher seit dem letzten Hochwasser. Das sind keine Spuren von Menschenhand. Hier ist eine Schildkröte an Land gekrochen und hat irgendwo am Strand ihre Eier abgelegt. Für die grossen Tiere ist das eine unglaubliche Anstrengung und Arbeit, für welche sie oft die ganze Nacht benötigen.
Dass Seesterne ebenfalls Spuren hinterlassen können, hatten wir nicht gewusst. Doch hier können wir mit eigenen Augen miterleben, wie sich diese Tiere erstaunlich schnell im seichten Wasser über den Sand bewegen und so überall ihre Abdrücke hinterlassen.
Langsam wird die Insel wieder kleiner. Die Flut hat eingesetzt. Vom Schiff aus können wir beobachten, wie der Strand immer kleiner wird und auch das freigelegte Riff immer mehr verschwindet. Das Wasser reicht schlussendlich bis an die grüne Vegetation der Insel. Unsere Spuren sind verschwunden.
 
Langsam verschwindet die einzelne Palme hinter dem Horizont. Als Notvorrat haben wir zwei Kokosnüsse an Bord.
 
Ankerplatz Lizard Island
 
 
 
 
 
Lizard
 
Heuschrecke
 
Yungah
 
Deckel
 
Garten
 
Mangroven
 
Ausblick
 
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Morris Island
 
 
 
 
 
 
Knospen
 
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