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16.06. - 23.06.2004

 
Wir können das Land zwar noch nicht sehen, doch wir riechen es. Der unverkennbare Geruch von verbranntem Zuckerrohr liegt in der Luft. Weit kann es also nicht mehr sein. Seit 16 Tagen sind wir auf See und wir wünschen uns, mal wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Unsere Frischprodukte haben wir alle aufgegessen, denn wir dürften sie nicht nach Australien einführen. Übrig sind noch genau drei kleine Knoblauch Zinken.
Nach zwei Tagen Flaute setzte gestern endlich wieder der Wind ein. Und woher weht er? Genau aus Richtung Bundaberg. Aufkreuzen ist angesagt. Hart am Wind knallen die Wellen gegen den Rumpf und lassen das ganze Schiff erzittern.
Die Zeit verstreicht und der Hafen kommt einfach nicht näher. Eine weitere Nacht bricht herein, eine weitere Nacht auf See. Der Wind legt immer mehr zu und wir müssen sogar die kleine Fock bergen. Mit zwei Reffs im Gross und der Sturmfock versuchen wir dem Hafen näher zu kommen. Gegen Mitternacht fahren wir eine erneute Wende. Als der neue Tag dämmert, kreuzen wir unsere Kurslinie vom Vorabend… Wir sind unserem Ziel überhaupt nicht näher gekommen, obwohl wir in der ganzen Nacht unterwegs gewesen sind und über 40 Seemeilen zurückgelegt haben. Jetzt reicht es! Wir starten die Maschine und versuchen mit ihrer Hilfe und den Segeln mehr Höhe zu laufen. Vergeblich. Der Wendewinkel ist immer noch miserabel und die Wellen werden immer höher. Es hat keinen Zweck und wir mögen nicht mehr auf eine Winddrehung warten, die vielleicht in zwei Tagen kommen wird.
Wir bergen die Vorsegel und steuern mit dem Motor direkt auf den Hafen zu, der nur noch zehn Seemeilen entfernt ist. PANGAEA stampft schwer in den Wellen und der Motor läuft auf vollen Touren, um gegen die See anzukommen. Der Bug knallt in die Wellentäler und jedesmal steht das Schiff fast still. Unseren Kindern gefällt dieser Kurs. Sie stehen im Salon vor der Bugkoje und warten auf die nächste Welle. Es spickt sie regelrecht vom Boden Richtung Decke, wenn der Bug ins nächste Wellental stürzt. Ist das ein Gaudi! Nur fliegen ist schöner…
Genau nach Buch haben wir uns vor Tagen bei den Behörden von Australien per Email angemeldet und unsere voraussichtliche Ankunftszeit gemeldet. Jetzt müssen wir uns auch noch per Funk melden und die genaue Ankunftszeit angeben.
VHF Kanal 81: „VMR488, VMR488, VMR488 this is Sailing Yacht PANGAEA, Sailing Yacht PANGAEA, call sign Hotel Bravo Yankee 3865, do you copy?" - keine Antwort. Mit einer Hand halte ich das Mikrophon, mit der Andren halte ich mich am Griff des Kartentisches fest, damit mich die Wellen nicht durch die Gegend schleudern. „VMR488, VMR488, VMR488 this is Sailing Yacht PANGAEA, Sailing Yacht PANGAEA, call sign Hotel Bravo Yankee 3865, do you copy?" - keine Antwort. Stimmt etwas mit dem Funkgerät nicht? Ich versuche es auf dem internationalen Rufkanal 16, und da klappt es. Auf VHF Kanal 80 muss ich alle Angaben noch einmal machen: Schiffsname, Rufzeichen, Nationalität, Name des Schiffsführer, Anzahl Personen an Bord (POB), geschätzte Ankunftszeit (ETA), Tiere an Bord, Krankheiten an Bord. Natürlich versteht der Operator den Schiffsnamen und auch meinen Namen nicht richtig und ich darf ihm alles buchstabieren. Wie ging das doch gleich? „Ship name is: Papa, Alpha, November, Golf, Alpha, Echo, Alpha - PANGAEA. Name of vessels master is: Mike, Alpha, November, Hotel, Alpha, Romeo, Tango - MANHART." Endlich sind alle Angaben angekommen und ich bekomme dafür die genauen Angaben für den Quarantäne Steg in Bundaberg. In etwa vier Stunden sollten wir dort sein. Vorausgesetzt die Wellenberge werden in Küstennähe etwas kleiner.
Und tatsächlich, die Wellen werden kleiner und der Motor braucht nicht mehr auf der höchsten Drehzahl zu laufen. Wir erreichen die Mündung des Burnett River. „Isch das jetzt Auschtralie?" wollen Anina und Noemi wissen? „Ja, das alles isch Auschtralie."
Man merkt, dass dieser Hafen für die Grossschiffahrt gedacht ist, denn die Einfahrt ist gut mit Tonnen markiert und der Fluss ausgebaggert. Trotzdem braucht die Ansteuerung unsere ganze Aufmerksamkeit, nachdem wir so lange auf offener See gewesen sind.
Wir sehen bereits die Masten der Segelschiffe in der Port Marina. Noch eine Biegung und wir sehen die ganze Marina. Wir entdecken schnell den Quarantänesteg. Doch was soll das? Die Hälfte des Steges ist durch einen grossen, breiten Katamaran belegt. Wir sollen unmittelbar nach diesem Monstrum am Steg festmachen. Der Wind und auch die beachtliche Strömung des Flusses kommen auf uns zu. Wenn die Taue nicht auf Anhieb halten, treibt es uns einfach in das teure Schiff… Und dann ist da noch der extrem steile Winkel, mit dem wir auf den Steg zusteuern müssen, da der Kat so breit ist. Wir haben keine Wahl und steuern auf den Steg zu. Plötzlich wird PANGAEA immer langsamer. „Wow, ist die Strömung hier aber stark", denke ich und schaue trotzdem auf das Tiefenmeter. Dieses zeigt noch einen Meter Wassertiefe zwischen Geber und Grund. Eigentlich müssten es 1.3 Meter sein, damit wir noch schwimmen… Wir sind aufgelaufen. Zum Glück ist es nur Schlamm und wir kommen ohne Mühe wieder frei. Verwirrt und verärgert machen wir kehrt, fahren der Marina entlang und picken die Quarantäneboje auf, die wir in einem freien Wasserfeld vor der Marina entdecken. Das ist eine Ankunft! Nach so langer Zeit auf See hätten wir eigentlich einen problemlosen Quarantänesteg erwartet und nicht einen halb belegten Steg mit weniger als zwei Meter Wassertiefe.
Über Funk verständigen wir die Marina und bitten um weitere Anweisungen. Wir beginnen klar Schiff zu machen und warten ab. Wir erhalten die Erlaubnis, an einem anderen Steg der Marina fest zu machen, wo die Tiefe für unser Schiff ausreichend ist. Zum Glück verstellt hier auch kein anderes Schiff den halben Steg und das Festmachen geschieht ohne Probleme.
Nun sind wir gespannt, was auf uns zu kommt. Wir erwarten mindestens fünf Beamte, die an Bord stürmen und alles auseinander nehmen. So haben wir es auf alle Fälle aus den Büchern entnommen. Doch unsere Vorstellung ist weit von der Realität entfernt. Ein Beamter vom Zoll und eine Dame vom Quarantäne Departement kommen an Bord, sobald wir festgemacht haben. Sie begrüssen uns freundlich und heissen uns in Australien willkommen. Wir setzen uns gemeinsam in den Salon und sogleich beginnt der Formularkrieg. Dutzende von Fragen müssen auf diversen Formularen ausgefüllt und beantwortet werden. Ich übernehme die Zollformulare und Susan stürzt sich in die Quarantäneangelegenheiten. Mit halbem Ohr bin ich natürlich immer bei ihr, denn ihr Bereich ist das Heikle an unserer Einreise. Beim Zoll habe ich ein gutes Gefühl, denn wir haben unsere Visas für Australien schon seit geraumer Zeit in unseren Pässen. Ohne diese müssten wir eine Strafe von AUS$ 1000 pro Person bezahlen und müssten umgehend das Land wieder verlassen.
Die Dame von der Quarantäne öffnet keine Schränke und Stauräume. Sie durchsucht nichts aus eigenem Antrieb. Anhand einer Liste befragt sie Susan nach allen möglichen Dingen: Frische Lebensmittel, getrocknete Lebensmittel die keimen können, Holzgegenstände von Pazifikinseln, Samen, Muscheln, Schmuckstücke aus Samen, Federn, usw. Australien ist frei von vielen in Europa bekannten Tier- und Pflanzenkrankheiten. Aus diesem Grund sind die Australier so erpicht darauf, alle kritischen Produkte an der Einfuhr in ihr Land zu hindern, die eine solche Krankheit oder Schädlinge beherbergen könnten.
Bei gewissen Fragen der Beamtin weiss Susan nicht so recht, wie weit oder wie genau sie die Frage beantworten muss.
Quarantäne Beamtin: „Haben Sie irgendwelche Federn an Bord?"
Susan: „Nur kleine Flaumenfedern von Seevögeln und Federn in den Kopfkissen"
QB: „Andere Federn, zum Beispiel in Schmuckstücken?"
Susan: „Zum Basteln haben wir noch einige Federn an Bord"
QB: „Und Federkopfschmuck aus den Pazifik Inseln?"
In diesem Moment taucht Anina mit dem Fotoalbum vom Grosi auf. Sie schlägt das kleine Buch genau auf der Seite auf, wo kleine, farbige Federn zu sehen sind…
Susan zeigt der Dame alle von ihr gewünschten Dinge. Nichts wird beanstandet. Auch der Palm-Hut an der Wand im Salon lässt sie uns. „Der ist angeleimt" meint Susan auf die Frage der Beamtin. Unsere noch in New Zealand erstellte Nahrungsmittel-Liste schaut sie sich nicht einmal an.
Das einzige, was die Beamtin schlussendlich von Bord trägt, sind ein Schneckenhaus aus Hawaii (hatten wir auch im Salon an die Wand geklebt), den Knoblauch, unseren Abfall und 132 AUS$ für ihre Arbeit.
Einmal mehr können wir sagen, dass der Braten heisser gekocht wurde, als er angerichtet wird. Das Einklarieren verlief gleich wie in New Zealand, mit dem einzigen Unterschied, dass es uns hier etwas gekostet hat.
Wir holen die gelbe Q-Flagge ein und sind bereit für den Landgang. Wie fühlt sich dieser feste, unbewegliche Boden wohl an? Wir belassen PANGAEA am Steg und steigen über die Reeling. Sina ist sich der Sache nicht mehr sicher und das Laufen auf den zwei Füssen ist ihr wieder fremd. Vierradantrieb ist bei ihr gefragt. Auf allen Vieren war sie die vergangenen 17 Tage an Bord unterwegs. Dass der Boden nun nicht mehr schaukelt realisiert die kleine Dame nicht. Sicher ist sicher und auf allen Vieren kann nichts geschehen. Nur an unserer Hand getraut sie sich auf die eigenen Füsse. Wie lange wird es wohl dauern, bis sie wieder ohne unsere Hilfe aufrecht durch die Gegend trippelt?
Wir schlendern durch die Anlage der Marina und überlegen uns die nächsten Schritte. Sollen wir vor Anker gehen oder ein paar Tage am Steg bleiben? Wir sind hin und her gerissen. Schauen wir doch mal im Marinabüro vorbei und fragen was sie zu bieten haben. „You are in the worlds best marina", meinen die beiden Angestellten hinter der Theke. Eine hohe Meinung der eigenen Anlage. In der Liegeplatzgebühr sei ein Barbecue pro Woche und der freie Transport nach Bundaberg eingeschlossen. Und natürlich die Annehmlichkeiten von Strom und Wasser am Steg und die Möglichkeit einer heissen Dusche. Die Verlockung ist gross. Wir entschliessen uns doch fürs Ankern da wir nur kurze Zeit bleiben wollen. Damit wir die Duschen benützen können, bezahlen wir die geforderten 12 AUS$. Diesen Luxus leisten wir uns. Leider kommt schon nach 10 Minuten kein warmes Wasser mehr aus der Brause… Für eine fünfköpfige Familie ist das etwas kurz.
Aus unserer Sicht bietet die Marina nicht sehr viel. Sie liegt sehr abgelegen von Bundaberg und nur gerade ein Schiffsausrüster, ein Restaurant und ein Tourenanbieter zum Barrier Reef sind zu finden. Wir sind froh, haben wir uns fürs Ankern entschieden. In einem kleinen Fischladen finden wir frische Shrips und kaufen sogleich ein ganzes Kilo davon. Unser Nachtessen ist gesichert! Müde und den Bauch mit Shrips gefüllt, fallen wir an diesem Abend in unsere Kojen.
 
Die letzten Sterne funkeln am Himmel und die Sonne zeichnet die erste Farbveränderung an den Horizont. Wir sind bereits auf den Beinen und lichten den Anker. Wir wollen die acht Seemeilen den Burnett River hoch nach Bundaberg fahren. Wir müssen zu so früher Stunde los, da wir bei dieser Fahrt genau auf die Gezeit achten müssen, damit wir mit unserem Tiefgang von zwei Metern alle seichten Stellen problemlos passieren können. Der Fluss schlängelt sich sanft dahin. Auf beiden Seiten bildet ein Damm das Ufer und wir können von der umliegenden Landschaft nicht viel erkennen. Das Fahrwasser ist gut markiert und die Flut hilft uns den Fluss hochzufahren.
Ich habe mich warm angezogen. Stirnband, Handschuhe, dicke Socken, Faserpelz und Windjacke. Es ist gerade mal 7° C warm. Dabei dachte ich, es sei hier warm. Endlich schaut die Sonne über den Damm und wärmt mich ein wenig. In der Zwischenzeit sind auch unsere Kinder munter und sitzen vergnügt um den Salontisch beim Frühstück. Susan bringt mir eine Tasse heissen Kaffee. Welch eine Wohltat.
Ohne Grundberührung kommen wir in Bundaberg an. Einige Male zeigte das Tiefenmeter nicht mehr viel Wasser zwischen Grund und Kiel, doch diese Stellen waren jeweils nur von kurzer Dauer und schon war die Untiefe vorbei. Gerne wäre ich noch weiter den Fluss hoch gefahren, doch hier in Bundaberg ist Endstation. Drei feste Brücken verhindern die Weiterfahrt für unser Schiff. Die Masten sind einfach zu hoch. Wir suchen uns im Flusslauf einen guten Platz und ankern. Am Ufer sehen wir Fischerboote in allen Grössen und Farben an den Stegen vertäut. Im Fluss selber liegen duzende von Schiffen vor Anker oder an Bojen. In der Luft liegt der Geruch nach verbranntem Zuckerrohr.
Das Ankern in einem Fluss ist etwas ganz anderes, als das Ankern in einer Meeresbucht. Im Fluss bestimmt nicht der Wind die Lage des Schiffes, sondern die Strömung des Flusses und der Gezeit. Der Wind bläst nicht mehr schön von Vorne, sondern kommt aus allen möglichen Richtungen. Solange es nicht zu Regnen beginnt und der Wind das Wasser in den Niedergang treibt, ist mir das egal.
Die Strömung hilft oder behindert uns natürlich auch mit dem Dingi. Ohne Aussenborder und nur mit den Paddeln wird es ganz schön anstrengend, wenn die Strömung aus der falschen Richtung kommt. Zum Glück gibt es entlang des Ufers einige Stege, an welchen wir festmachen können. Was hat Bundaberg wohl zu bieten?
Bundaberg erhielt seinen Namen 1867. „Bunda" war der Name eines Ältesten der Aboriginal und „Berg" kommt vom sächsischen Berg. Heute wird Bundaberg von den Einheimischen liebevoll als Bundy bezeichnet.
Wirtschaftlich dreht sich in Bundaberg fast alles um den Zucker: Rum Destillation, Zuckerrohr Anbau, Ernte und Verarbeitung, Maschinenindustrie für die Herstellung der dazu nötigen Maschinen, usw. Weiter kommen Fischfang, Viehwirtschaft, Agrikultur, Bergbau (Edelsteine), Schiffsbau und natürlich auch der Tourismus hinzu. Die vielfältigen wirtschaftlichen Bereiche der Gegend kommen auch im Wappen von Bundaberg zum Ausdruck: Der Zuckerrohr steht für die Zuckerindustrie, der Pflug steht für alle Belange der Agrikultur, Pickel und Schaufel stehen für den Bergbau und das Schiff steht für den Schiffsbau.
Unseren ersten Landgang in Bundaberg unternehmen wir zu Fuss. Wir schauen uns um und informieren uns. Wir müssen auch das Büro von Zoll und Quarantäne besuchen, da wir ein Cruising Permit für Australien benötigen. Das brauchen wir, wenn wir von Bundaberg weiter in den Norden segeln wollen. Das Papier bekommen wir ohne Probleme und in kürzester Zeit.
Bundaberg hat viele schöne Gebäude aus der Jahrhundertwende vom 19ten zum 20igsten Jahrhundert zu bieten. Sie sind allesamt gut erhalten und herausgeputzt. Immer wieder dürfen wir eine farbig bemalte Fassade bewundern. Ein Gebäude sticht uns ganz besonders ins Auge. An einem Hochhaus ist ein riesiges Wal Bild zu sehen. Der bekannte Künstler Robert Wyland hat dieses Kunstwerk 1990 geschaffen und dafür über 1000 Liter Farbe gebraucht. Das Zentrum der Stadt bietet viel Platz für Fussgänger und immer wieder laden schattige Plätze mit Bänken zum Verweilen ein.
Wir sind uns nicht mehr gewohnt, auf den Füssen unterwegs zu sein. Unser Erkundungsgang durch die verschiedensten Geschäfte fährt in die Beine und ich bin froh, als wir am späten Abend wieder auf dem Schiff sind. Den Kindern geht es ganz ähnlich wie mir. Es wird in ihrer Koje schnell still an diesem Abend. Susan und ich haben nun Zeit, all die Prospekte zu studieren, die wir von der Tourist Information mitgenommen haben. Was wollen wir uns morgen anschauen?
 
Unsere Kinder haben Bewegung nötig. Die Tourist Information hat uns den Tipp für einen grossen Spielplatz mit einem kleinen, öffentlichen Zoo in der Nähe gegeben. Das wollen wir unseren Kindern und auch uns heute gönnen. Um die Sohlen unserer Schuhe etwas zu schonen und auch uns Erwachsenen etwas Bewegung zu verschaffen, nehmen wir die Fahrräder an Land. Das dürfen wir wohlgemerkt. Die Dame von der Quarantäne hat die Räder inspiziert und für Australien als sauber genug erachtet.
Den Leggero lassen wir auf dem Schiff. Bei der herrschenden Strömung wäre das mehrmalige hin und her paddeln doch zu anstrengend. Sina kommt ins Tragtuch und die zwei Grossen dürfen auf den Gepäckträgern Platz nehmen.
Aus den Büchern und Heften an Bord wissen unsere Kinder, was ein Känguruh oder ein Emu ist. Doch in natura haben sie noch nie eins gesehen. Jetzt ist es so weit. Im kleinen Zoo finden wir die genannten Tiere. Känguruhs, Emu und viele farbenprächtige Vögel bekommen wir zu sehen. „Die sind aber ganz allei. Die sind doch suscht inere Herde" bemerkt Anina, als sie die zwei Känguruhs in ihrem Gehege entdeckt. Was kann man dazu sagen? Recht hat sie. Leider sind die Gehege wirklich sehr klein und karg eingerichtet.
Dafür ist der nahe Spielplatz riesig angelegt. Unsere Jungmannschaft ist rasch verschwunden und es ist gar nicht einfach, alle Drei auf dem grossen Spielgelände immer im Auge zu haben. Sina steht wieder auf ihren zwei Füssen und stolziert herum. Ihr Boden schaukelt nicht mehr!
Am Nachmittag wollen wir den Botanischen Garten besuchen. Dieser liegt auf der anderen Seite des Flusses. Welche der drei Brücken wollen wir benutzen? Eine ist für Fussgänger gesperrt, die zweite ist nur für die Eisenbahn, bleibt also nur noch die dritte und älteste Brücke. Diese Brücke wurde 1900 eröffnet und ersetzte damals einen Fährbetrieb. Bis 1913 musste man für die Benutzung eine Gebühr bezahlen. Ein Penny für Fussgänger und drei Pence für ein Fahrzeug. Heute haben die Fussgänger einen eigenen, von den Fahrbahnen getrennten Steg.
Das Gelände des Botanischen Garten ist riesig und sogar eine Eisenbahn führt durch das ganze Gelände. Götti Matthias hätte sicher seine Freude daran. Die Luft ist erfüllt vom Geschrei der verschiedensten Vögel. Sie tummeln sich auf den Wegen und den grosszügig angelegten Weihern. Immer wieder hören wir das unverkennbare Lachen des Kookaburra heraus. Palmen und alle möglichen anderen Grünpflanzen säumen den Weg. Leider kommt die Natur nur in einem braun grünen Kleid daher und keine blühenden Blumen sind zu sehen. Es ist Winter hier!
Bevor wir zurück zum Schiff paddeln wird eingekauft. Von den meisten Produkten kaufe wir nur eine Packung. Wir wollen die Sachen testen, bevor wir in Cairns den Grosseinkauf für den Indischen Ozean in Angriff nehmen. Schwer beladen kehren wir zum Beiboot zurück.
Die Paddel unseres Beibootes stecken in den Buchten und ragen ins Wasser. Das Boot ist völlig verdreckt und nur mit einem losen Knopf am Steg festgemacht. Jemand muss sich unser Dingi geborgt und eine Spritztour damit gemacht haben. Wir vernehmen von anderen Bootsbesitzern, dass das vor allem an den Wochenenden immer wieder vorkomme. Die Jugendlichen der Stadt reissen sich die Boote aus Langeweile unter den Nagel. Manchmal vergessen sie, das Schiff nach der Spritztour wieder richtig festzubinden und es treibt davon… Schwamm drüber, an unserem Dingi ist nichts beschädigt und nichts fehlt. Den Schlamm können wir wieder abwaschen.
 
Das Ziel für den heutigen Tag steht schon fest: Der Shalom Sunday Market. Von Kunsthandwerk über Gemüse, Früchte bis zu Gebrauchtgegenständen gibt es hier alles. Der Duft von frischen Mandarinen steigt uns in die Nase. Mmm… Mit leerem Magen und leerem Vorratsgestell einzukaufen ist gefährlich. Immer mehr Tüten hängen an meiner Lenkstange und auf dem Gepäckträger wackelt eine grosse Schachtel. Was brauchen wir noch? Tomaten, Äpfel, Birnen, Zwiebeln und, und, und. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie wir das alles auf zwei Fahrrädern und mit drei quirligen Kindern zurück zum Schiff bringen. Das Packen gelingt und der Rückenwind hilft uns auf dem Weg zurück.
Der Kühlschrank und auch das Vorratsgestell sind wieder voll. Wir bereiten uns auf die Weiterfahrt vor. Ausgerüstet mit Tipps für den Weg nach Norden und Warnungen über Krokodile, Haifische, giftige Quallen, Fische, Muscheln und Schlagen verlassen wir Bundaberg und fahren den Fluss hinunter bis zur Mündung.
Bereits stehen wieder ein paar kleine Reparaturen auf der Liste, die wir vor der Abfahrt ins Barrier Reef noch erledigen wollen: Segel flicken, Luke beim Kartentisch abdichten und Spiel in der Steuerung beheben. Jetzt sind wir bereit, in die Insel- und Riffwelt des Great Barrier Reef einzutauchen und weiter in den Norden zu segeln. Wir freuen uns.
 
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